Translate

Donnerstag, 8. Februar 2007

Abschied von Steve, Schule und POWER

Stephen mit Eltern vor dem Abflug nach Berlin

Manchmal spielt das Leben einem komische Zufaelle. Ich lebe hier im Moment bei der Familie von Stephen (24), einem Arbeitskollegen im Africa Mentoring Institute. Letzte Woche haben wir Steve am Flughafen Entebbe verabschiedet, er studiert fuer die naechsten 6 Monate in Potsdam und wohnt jetzt in Berlin. Im Juni/Juli werden wir uns dann in Berlin wieder sehen...

Abschlussbild vom Youth Career Mentoring Programme

Auf der Arbeit halte ich zur Zeit einen Anfaenger-Computerkurs fuer Jugendliche (Grundlagen, Word, Excel, Powerpoint) und bereite einen Projekt-Management-Kurs fuer abends vor, der Anfang Maerz starten soll. Dann werde ich wohl ab naechstem Donnerstag in einer in der Bishop Sisto Mazzoldi Oberschule immer Dienstag und Donnerstag Physik und Informatik unterrichten, ich kann das noch nicht ganz glauben. Die Schule habe ich jetzt schon zweimal besucht, morgen spreche ich mit den beiden Lehrern fuer Physik und Informatik. Das Trimester hat gerade angefangen mit Examen, die eine Woche dauern. Mich hat erstaunt, wie einfach hier ein dahergelaufener Deutscher von der Strasse in eine Schule laufen kann, zum Direktor geht, sagt "Ich moechte hier gerne Physik und Informatik unterrichten", und keiner weitere Fragen stellt, ausser "an welchen Wochentagen wuerden sie gerne unterrichten?" und "Zum Mittag gibt es hier aber nur Bohnen, kein Fleisch, ist das ok?". Die Schule ist die ehemalige meines Kollegen Henry, vielleicht hat er ja entsprechende Vorarbeit geleistet...

Blick auf Entebbe Kitooro, ich wohne hinten am Hang

Was gibt es sonst zu berichten? Am Sonntag war ich mal wieder beim Gottesdienst in Entebbe Kitooro, ich kann meine augenblickliche Gastmutter, die in der Kirche sehr aktiv ist, einfach nicht enttaeuschen. Diesmal ging es um das Fasten, die Gemeinde fastet den ganzen Februar, und die dabei auftretende Erneuerung/Wiederbelebung. So weit, so gut. Schleichend wurde die Predigt immer lauter, selbst die Einheimischen sagen, dass ein Pastor hier hauptsaechlich gut schreien koennen muss. Und durch die staendige Wiederholung von POWER, die einem bei der Erneuerung gegeben wird, kam ein gewisser Rhythmus in die Schreie. Die Kraft werde einem JETZT gegeben, wer das spuere, solle ruhig nach vorne treten. Die ersten Frauen fielen um. Ich dachte erst, ich habe mich verguckt, aber es war wirklich so, sie fielen einfach um. Dann wurden sie von jeweils zwei Helfern, unter jedem Arm einer, auf die Buehne geschleift und dort hingelegt. Manche zuckten auch ganz wild wie in Trance. Sie spuerten die POWER JETZT. Mich wundert, dass es keine Verletzten gab. Der Pastor hatte das Schreien inzwischen dem Assistenten ueberlassen, der eigentlich nur als Uebersetzer Englisch/Luganda dient. Die Gottesdienste werden naemlich zweisprachig abgehalten. In der Zwischenzeit verlieh der Pastor der POWER noch mehr Kraft, in dem er seine Hand auf die zuckenden Koepfe legte. Nach einer halben Stunde Trance war alles vorbei, die Erneuerten kamen wieder zu sich und begingen sich langsam wieder auf ihre Plaetze.

Interessant, dass der Glaube hier oft vom Glauben an Zauberer ueberlagert wird. Am Sonntag nachmittag predigte naemlich ein bekannter Radioreporter, der frueher einmal wie seine beiden Grossvaeter ein "witch doctor" war und erst seit ein paar Jahren konvertiert ist. Auch meine Gastmutter glaubt bei manchen Krankheiten an eine Verzauberung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen