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Dienstag, 29. Dezember 2015

Alltag in der Cloud: Angriff auf mein E-Mail-Konto

Am Sonntag gegen 20:00 bekam ich auf einmal viele "Ich bin nicht im Büro"-Mails. Wobei ich mich gar nicht erinnern konnte, z.B. den Tomtom-Support oder meine Bank gerade angeschrieben zu haben. Dann die SMS von einem Freund, ich hätte eine komische Mail mit einem Link verschickt und eine Mail mit gleicher Rückfrage. Mein "gesendet"-Ordner war leer, aber offenbar wurden gerade von meinem Mail-Account hunderte bis tausende von Mails verschickt. Allein die Server-Antworten für nicht mehr existierende Adressen waren seitenlang, allerdings im Spam-Ordner versteckt. Offenbar war mein Konto gehackt, was nun?
Zum Glück gibt's ja für alle Lebenslagen Hilfe im Internet, so auch hier. Die PC-Welt-Artikel
  1. Mail gehackt, was nun? und
  2. Entfernen Sie Viren/Trojaner mit Gratis-Tools selbst
haben mir sehr geholfen. Zuerst einmal habe ich mein Linux-Notebook aufgeklappt, das (hoffentlich) virenfrei ist. Ein Blick auf amazon, ebay und mein Bankkonto ergab kein verdächtigen Bewegungen. Das ist ja schon mal gut, heißt aber nichts. Dann habe ich alle Passwörter geändert. Dann der Virentester am Windows-PC: bisher hatte ich nur den Windows Defender, der hat in der ausführlichen Suche auch tatsächlich einen Trojaner gefunden (in der Schnellsuche nicht), der aber nicht dauerhaft entfernt werden konnte, beim nächsten Scan war er wieder da. Also doch die in den obigen Artikeln empfohlene Kaspersky-Rescue-Disk erstellen, die ebenfalls Trojaner findet und die auch dauerhaft entfernt. Die anderen beiden empfohlenen Tools entdecken auch nochmal einiges. Den Windows Defender ersetze ich durch AVG Free, der wohl wesentlich mehr entdeckt als das Microsoft-Tool.

Nun bin ich gespannt, ob ich mit dem Schrecken davon gekommen bin, oder ob noch Spätfolgen kommen. Offenbar ist meine E-Mail "nur" für einen massiven Spam-Angriff benutzt worden. Ich hoffe nun, nicht auf Mailservern bzw. Providern auf den Spamfilter gesetzt zu werden...

Sonntag, 27. Dezember 2015

Alltag in der Cloud: Die Pebble-Smartwatch

Der Begriff Cloud wird im Allgemeinen auf Online-Speicherplatz und SW im Browser bezogen. Im Falle von Smartwatches kommt aus meiner Sicht eine neue Dimension von Cloud hinzu, die HW-Cloud. So wie ein Browser auf Online-Speicher zugreift, um z.B. persönliche Fotos anzuzeigen, greift eine Smartwatch auf nahe gelegene HW (in der Regel das Handy) zu, um dessen Internetverbindung, GPS, WLAN usw. zu benutzen. Manche Smartwatches haben auch direkt WLAN, GPS usw. eingebaut, was aber auf Kosten der Akkulaufzeit geht.

Nach nun drei Monaten Pebble-Smartwatch möchte ich wieder über meine Erfahrungen berichten. Zuerst einmal ist man noch ein ziemlicher Exot. Man wird öfters auf die Uhr angesprochen ("Ist das eine Apple Watch?") und bei der Antwort "Nein, eine Pebble" kann niemand etwas damit anfangen. Mir ist in der Zeit kein anderer mit einer Apple oder geschweige denn Pebble Watch begegnet. Dann sind es vor allem die unscheinbaren Apps, die am meisten auf der Uhr genutzt werden: Nicht das Bezahlen per PayPal sondern der einfache Küchenwecker ("Timer") wird täglich für's Tee- oder Nudelkochen benötigt, teilweise mehrere parallel.
Die Timer-App
Die zweite App, die ständig in Benutzung ist, ist Music Boss zum Steuern des MP3-Players aber auch des Radios TuneIn, des Chromecasts usw.  Das ist sehr praktisch, in der S-Bahn muss man nicht immer der Handy rausholen, um die Lautstärke anzupassen oder einen Titel zu überspringen und zu Hause hat man die Fernbedienung in der Uhr immer dabei.
Adele auf der Pebble (Music Boss)
Die Uhrzeit (mit Zusatzangaben wie Datum, Wetter oder Akkustand) steht natürlich auch ganz oben, und die Ziffernblätter (Watchfaces) werden von mir ständig in Design und Farbe (passend zum Hemd) gewechselt. Hier ist allerdings viel Spreu und wenig Weizen im App Store vorhanden, nur wenige Ziffernblätter haben ein wirklich gutes Design, am besten gefallen mir die von Kiezel.
Kiezel Digital Ziffernblatt mit Datum, Wetter und Akkustand: Simply Digital 3
Retro-Look 70er Jahre: 91 Dub v3.0
Halb-analog: Kiezel Around the Hour
Analog: Kiezel Modern Classic 2
Beim Einkaufen habe ich mit Checklist immer eine Einkaufsliste dabei: Die Einträge werden per Spracherkennung hinzugefügt, sie lasen sich abhaken oder auch gänzlich wieder löschen:
Einfache Einkaufsliste mit Checklist
Exotische aber fazinierende Apps sind eine Übersetzer-Apps für europäische Sprachen (Translate Vox Populi) per Spracherkennung sowie Get Me Out, das die nächsten Bus- oder Bahnstationen mit Abfahrtszeiten anzeigt:
Wo ist der Bahnhof auf dänisch (Translate Vox Populi)
Get Me Out: Stationsanzeige
Get me out: Abfahtszeiten
Die Sport-Apps Runkeeper (Laufen), Ventoo (Radfahren) und Swim.com sind auch gut in Benutzung, für die beiden ersten muss man das Smartphone beim Sport dabei haben, die Schwimm-App ist unabhängig vom Smartphone, zählt die Bahnen und nimmt die Zeit im Schwimmbad.

Unterm Strich finde ich die Uhr schon sehr praktisch, auch wenn es das Killerfeature Küchenwecker schon bei den ersten Digitaluhren vor 40 Jahren gab, die deutlich billiger waren.

Freitag, 2. Oktober 2015

Braucht man eine Smartwatch?

Seit zwei Wochen habe ich eine Smartwatch, die Pebble Time Steel. Zeit, ein erstes Resumé zu ziehen: welche Funktionen der Uhr bewähren sich im Alltag, was kann man überhaupt damit machen?
Pebble mit Sportarmband
Die Bestellung der Uhr ist schon eine Weile her, genauer gesagt war es ein Kickstarter-Projekt (das bisher erfolgreichste auf Kickstarter überhaupt), im März einen Tag nach der Ankündung der Apple Watch. Der Charme der Pebble mit über einer Woche Akkulaufzeit, Wasserdichtigkeit (bis 30m) und immer aktivem Display hatte mich überzeugt. Die Steuerung über 4 Knöpfe statt Touchscreen und das Design der ersten Digitaluhren aus den 80er Jahren finde ich eher praktisch und cool als abschreckend. Allerdings war die Wartezeit von 6 Monaten sehr lange und von den zwei verschiedenen Armbändern wurde nur das aus Leder mitgeliefert, das aus Metall kommt später im Oktober. Ein Wechselarmband aus Silikon zum Schwimmen, Joggen und Radfahren habe ich mir extra dazu gekauft.

Von den Apps her benutze ich Music Boss zum Musikhören sowohl in der S-Bahn wie zu Hause als Fernbedienung, Runkeeper und Ventoo zum Tracken von Zeit, Geschwindigkeit und km beim Joggen und Radfahren, Nav Me zum Navigieren auf dem Rad oder zu Fuß. Get Me Out zeigt die nächsten Haltestellen und Live-Abfahrtszeiten der Öffentlichen (klappt hervorragend in Berlin), Get Back In Time markiert und findet den Parkplatz (oder sonstige Orte) einfach wieder. Voraussetzung ist immer, das Handy dabei zu haben. Autonome Apps gibt es nur ganz wenige (Kompass, Stoppuhr, Wecker). PayPal auf der Uhr ist super cool, aber der einzige Laden in Steglitz, der das akzeptiert (Nunzio Eisladen) weiß nicht richtig, wie das geht, da habe ich dann doch schneller bar gezahlt.

...und mit Lederarmband
Gut funktioniert in der Praxis die Spracheingabe z.B. zur schnellen Beantwortung von Whatsapp-Nachrichten, verblüfft hat mich dabei die richtige Erkennung eines "dass" mit Doppel-S.
Die neue Pebble Time Round
Alles in allem kann man sich wie beim Smartphone damals auch schnell an eine Smartwatch gewöhnen. Wem lange Akkuzeit und Wasserdichtigkeit nicht so wichtig ist, der kann ab Ende des Jahres mit der Pebble Time Round auch erstaunlich flache und kleine Smartwatches erwerben, die sich sehr an  klassisches Uhrendesign halten.

Montag, 13. April 2015

Die Teufelsnase


Die Basilika von El Cisne
Melly freut sich über ihr neues Kleid
Den letzten Tag in Loja haben wir in El Cisne, einem zwei Stunden entfernten Wallfahrtsort, verbracht. In der dortigen Basilika wird eine Marienstatue (Virgen de El Cisne) verehrt, die einmal jährlich in einer Prozession von hier zur Kathedrale nach Loja getragen wird. Der Glanz der Basilika scheint dem kleinen Bergdorf nicht zu nützen, die Häuser um die Basilika wirken sehr arm. Und das obwohl von den tausenden Touristen täglich doch jeder bestimmt 15$ für Parkplatz, Essen und Andenkenkauf da lässt.
El Cisne
In Europa hat es die Lobby verhindert, hier ist sie schon Realität: die Lebensmittel-Ampel (Cola: Zucker hoch, Salz niedrig, kein Fett)
Melly sitzt auf einem Lama an der Teufelsnase
Am nächsten Tag haben wir uns auf den mühsamen Rückweg im Bus gemacht: Abfahrt um 5:00 nach Cuenca, 20 Minuten Frühstück und von dort um 10:00 weiter nach Alausi. Koffer abgeben im Hotel, 10 Minuten für ein Sandwich und dann Fahrt mit der in den letzten Jahren für Touristen wieder eröffneten Eisenbahn zur Teufelsnase. Im Vergleich zu 2006 hat sich einiges getan: Nach einem tödlichen Unfall mit zwei Touristen sitzt man nicht mehr auf dem Dach von Güterzügen, sondern in restaurierten oder neugebauten Waggons. Die Bahnhofsgebäude sind restauriert und als Café und Souvenirmarkt genutzt. In jedem Waggon erklärt eine Zugbegleiterin auf spanisch und englisch die Sehenswürdigkeiten und Geschichte der Eisenbahn. Im nicht unbeträchtlichen Fahrpreis von 25$ ist Kaffee und Kuchen (z.B. Quimbolitos) enthalten, ebenfalls eine traditionelle Tanzeinlage am Bahnhof Sibambe an der Teufelsnase. Die Fahrten sind nicht nur dreimal wöchentlich sondern nun dreimal täglich. Die Tickets sind in Spitzenzeiten (Wochenende) schon Wochen vorher ausverkauft und können über Internet und Kreditkarte reserviert werden. Vor Ort werden sie dann mit einem großen personellen Aufwand, vergleichbar mit dem Einchecken bei einem internationalen Flug, administriert: das elektronische Ticket wird vor Ort am ersten Schalter noch einmal ausgedruckt, am zweiten Ausdruck werden alle Tickets mit dem Ausweis/Reisepass des Inhabers verglichen und abgestempelt und beim Betreten des Zuges erfolgt schließlich die dritte Kontrolle.

Der neue Zug: Diesellok aus Frankreich, erster Wagen restaurierter historischer 1.-Klasse-Waggon, zweiter Wagen Neubau aus Baños
Die Teufelsnase mit den zwei Spitzkehren
Der restaurierte Bahnhof Sibambe

Donnerstag, 9. April 2015

Im Tal der Hundertjährigen?

Loja, Blick vom Stadtor
Loja, Altstadtgasse Lourdes
Loja, Kathedrale
2013 hatten wir es nicht mehr geschafft, nun haben wir im zweiten Anlauf Loja, die südlichste Metropole Ecuadors, erreicht. Es erinnert an das schöne Cuenca, vom spanischen Kolonialstil von schachbrettmäßig angeordneten Einbahnstraßen her bis zum milden Klima in 2.400 m Höhe. Wir haben ein schönes Hotel in der Altstadt mit Tiefgarage, Kofferträger und Schwimmbad. Heute ist uns aufgefallen, dass nur Männer hier arbeiten und sehr zuvorkommend sind, alleine beim Frühstücksbuffet wird man von mehreren Männern beraten und bedient, wo man sich in Deutschland alles selber auf den Teller tun würde. Bei der Ankunft am Dienstag sagte man uns, der Pool wäre offen, aber nicht geheizt, das würde man nur am Wochenende tun. Wir waren trotzdem schwimmen, vor allem Melly hat es genossen. Am zweiten Tag war das Wasser noch etwas kälter und hat stärker nach Chlor gerochen, nach 5 Minuten sind wir wieder raus gegangen. Zum Glück, denn der Portier erzählte uns hinterher, dass das Wasser gerade mit Chlor und Aluminiumsulfat behandelt wurde, zur Reinigung für das Wochenende. Natürlich war keine Warnschild oder dergleichen aufgestellt...
Loja, Stadttor
Vilcabamba, sind die Menschen hier wirklich älter als anderswo?
Kirche von Vilcabamba
Eine Stunde südlich im Tal liegt der Ort Vilcabamba, wo angeblich mit die ältesten Menschen der Welt leben ("Tal der Hundertjährigen"). Obwohl Untersuchungen festgestellt haben, dass die Bewohner ihr Alter sehr großzügig nach oben gerundet haben und das Durchschnittsalter nicht groß anders ist als anderswo, gibt es hier ein Zentrum der Geriatrie und der Ort übt eine magische Anziehungskraft auf Hippies und Esoteriker aus. Der kleine Ort von 4.200 Einwohnern hat an seinem Hauptplatz (und einzigem Platz) eine Sushi-Bar, einen Mexikaner-Italiener und ein kalifornisches Café mit glutenfreien Waffeln. Erst nach langem Suchen haben wir in einer Ecke des Platzes doch noch ein ecuadorianischen Restaurant gefunden, Spezialität ist hier Cecina, ein Schweinebraten.
Vilcabamba, Schweinebraten, Pansen und (echte) Limonade (Zitronensaft)
Nationalpark Codoparcus
Wäschewaschen am Fluss

Sonntag, 5. April 2015

Osterfischsuppe und hohe Politik

Fanesca im Kreise der Familie
Fanesca

Die Fanesca ist das ecuadorianische Osternationalgericht, auch wir haben sie am Karfreitag wieder gegessen. Um diese Suppe polarisiert sich dieses Jahr sogar die Politik. Die Regierung Correas (seit 2007 an der Macht) hat nach anfänglich vielen guten Dingen (z.B. Ausbau der Landstraßen und freiem Universitätsstudium) in letzter Zeit einige unpopuläre Maßnahmen getroffen, u.a. die Anhebung der Einfuhrzölle. Statt die heimische Wirtschaft zu schützen, hat das vor allem einen erheblichen Preisanstieg in praktisch allen Bereichen bewirkt, da Ecuador ziemlich abhängig von ausländischen Rohstoffen und Produkten ist. So sind auch die Preise für den Klippfisch (Trockenfisch, spanisch bacalao) gestiegen, der Hauptzutat für die Fanesca. Hinzu kommt der "normale" Preisanstieg für Fisch durch die weltweite Überfischung. Hat eine Fanesca im Restaurant vor zehn Jahren noch etwa 3$ gekostet, waren es vor zwei Jahren 6$, letztes Jahr 8$ und dieses Jahr schon 10$. Über Facebook beschweren sich die beiden großen Oppositionspolitiker Jaime Nebot (Bürgermeister von Guayaquil) und Mauricio Rodas (Bürgermeister von Quito) über die hohen Fanescapreise, während Präsident Correa ebenfalls über Facebook den Preisanstieg nicht sieht und schreibt: "3,50$ delikate Fanesca in Santo Domingo. Wo essen die Reichen, die viermal so viel bezahlen?" Die Polarisierung der Politik stellt meines Empfinden nach auch lange Freundschaften hier auf eine harte Probe, wenn einer Regierungs- und der andere Oppositionsanhänger ist. Vor einigen Jahren hat das noch kaum eine Rolle gespielt.

Facebook 1: "Nach der Arbeit (...) essen wir eine sehr leckere Fanesca, (...) teuer wie nie zuvor"

Facebook 2: Die Antwort vom Präsidenten Correa

Heute am Ostersamstag haben wir auch Fisch gegessen, die einheimischen Forellen (bezahlbar für 5$ das Stück) lecker gegrillt. Da wir neun Personen waren und die Busse wegen des Osterverkehrs nur voll vorbeigefahren sind, haben wir einen Pick-Up organisiert. Frauen, kleine Kinder und Silvia Eltern saßen in der Kabine, während ich mit John und seinen schon großen Kindern auf der Ladefläche stand (es regnete, deshalb konnte man sich nicht hinsetzen). Durch den Regen war aber auch das Geländer zum Festhalten sehr glipschig,, der Regen wurde immer stärker, peitschte mit 80 km/h ins Gesicht und der Fahrer hatte in den Kurven offenbar vergessen, dass er noch Ladung hintendrauf hatte. Der Fisch hinterher hat doppelt so lecker geschmeckt. Hinterher kam dafür die Sonne hervor und brannte mir mit voller Wucht beim Spazierengehen auf den Kopf (ich hatte die Mütze vergessen). Naja, so haben wir alle ecuadorianischen Jahreszeiten an einem einzigen Tag erlebt.

Silvia und John pflücken Berros (Feldsalat, Brunnenkresse) am Fluss
Forellenessen
Eine Seilbahn über den Pastaza, fast fertig, wird nie vollendet.
Skulptur in Mera

Donnerstag, 2. April 2015

Dem Himmel nah

Blick in die Anden
El columpio - die Schaukel

Gestern waren wir in Baños am Fuße des Vulkans Tungurahua, für mich das erste Mal in diesem Urlaub. Nachdem wir letztes Mal vom Himmelscafé begeistert waren, haben wir diesmal einen Ausflug zum noch höher gelegenen Casa de Árbol (Baumhaus) gemacht. Hoch ging es in einer Chiva, dem Lastwagen mit offenem Holzaufbau, der früher als Bus im Dschungel eingesetzt wurde. Oben angekommen sieht man zwei große Schaukeln am Baumhaus festgemacht, die über den Abgrund schwingen. Jetzt lieber nicht zuviel nachdenken über fehlenden TÜV, eventuelle Gewichtsbeschränkungen, nicht vorhandene Fangnetze. Der vor mir ist nicht viel leichter als ich und bei ihm hält die Schaukel noch. Melly weint, weil sie nicht schaukeln darf, wird aber mit einer Seilbahn ähnlich denen auf unseren Spielplätzen entschädigt. Leider sieht man den Vulkan gegenüber nicht, nur eine Spitze schaut kurz durch die Wolken durch. Trotzdem ist es ein tolles Gefühl der Freiheit und natürlich ein beliebtes Fotomotiv.

Ein bisschen Tungurahua

Silvia traut sich

In der Chiva, sucht den Fotografen!

Dienstag, 31. März 2015

Drei Tage Strand

Abendblick aus dem Hotelfenster

Nach fast fünf Jahren haben wir nun auch die Prophezeiung von Padre Patricio von unserer kirchlichen Trauung erfüllt und sind nach Atacames zum Pazifikstrand gefahren. Er hatte damals das Wortspiel 'sie möchte nach Atacames in die Flitterwochen und er versteht "atacame" (atackier mich)' verwendet. Wir haben uns aber prima am Strand verstanden... Der Hin- und Rückweg war mit jeweils 12 Stunden Busfahrt über Nacht ähnlich lang wie der Flug Amsterdam-Quito. Das lag an einer verschütteten Straße, die einen Umweg von vier Stunden bewirkte. Aber die Mühe hat sich gelohnt, wir hatten schönes Wetter und schöne Strände. Silvia Eltern haben wir mitgenommen.

Francisco mit seinem Moto-Taxi, meinen Schwiegereltern und Melly

Was ich aus Ecuador noch nicht kannte, waren Moto-Taxis. Das sind motorisierte Rikschas, die in Atacames als Taxis eingesetzt werden. Unser erster Taxista (Francisco) war so nett, dass wir ihn die ganzen drei Tage immer wieder angerufen und beauftragt haben (Hotel-Suche, Ausflug zum Nachbarstrand Tonsupa).

Ceviche mit Popcorn und Kokossaft am Strand, Melly schläft derweil

Die Brandung hier war recht stark und gerade bei Ebbe durfte man die Strömungen auf keinen Fall unterschätzen, die einen ins Meer ziehen. Am ersten Tag ist ein jugendlicher Wellenreiter während der Ebbe im Meer verschwunden und wurde trotz groß angelegter Suche mit Rettungsschwimmern, Booten und Helikopter unseres Wissens nicht mehr aufgefunden. Klar, dass wir uns danach auch nur noch knietief in Wasser getraut haben...

Melly war ständig im Wasser, immer an der Hand

Die Küche an der Küste wird dominiert von Fisch, Krabben, Kochbananen (als Bolon - Klops mit Käse zum Frühstück, oder als Patacones oder Chifles als Beilage zum Mittag- und Abendessen) und Kokos (als Saft oder Encocada - Kokossoße zum Hauptgericht). Die regionale Spezialität Ceviche (Kaltschale mit Zwiebeln, Zitrone und Tomaten mit Fisch, Krabben, Muscheln, Krebsfleisch oder Tintenfisch) wurde direkt am Strand zubereitet und serviert. Die sonstigen Angebote am Strand waren: Rasterzöpfe flechten und Schultermassage von kräftigen, schwarzen Frauen, Mango- und Melonenstücke im Halbliterplastikbecher (je ein Dollar, auf Wunsch die Mangostücke mit Salz), Eisfahrräder (Cornetto und Magnum gibt es weltweit), Kokosnüsse mit Strohhalm zum Austrinken, Sonnenbrillen, Kunsthandwerk aus Balsaholz, Säfte. Überdachte Sonnenstühle konnte man zwei Stück für fünf Dollar pro Tag mieten, ansonsten wurden Bootsfahrten und vom Boot gezogene Gleitflüge angeboten.

Frühstück mit Rührei und Bolon

Donnerstag, 26. März 2015

Quito - San Francisco

Am Sonntag Abend bin ich gut in Quito angekommen, nachdem eine nette Dame vom KLM-Bodenservice Mitleid mit mir hatte. Beim Einchecken in Tegel gab sie mir für den Langstreckenflug Amsterdam-Quito einen Platz am Notausgang mit 2 Metern Beinfreiheit, der bei KLM sonst nur noch für 70€ Aufpreis einfache Strecke als "Economy Comfort" angeboten wird. Auf dem neuen Flughafen von Quito haben mich Silvia und Melissa zusammen mit Silvias Schulfreundin Martha und deren Tochter erwartet. Marthas Tochter hat uns dann zum deutsch geführten Hotel Casa Helbling gefahren, das wir schon von 2012 kannten und schätzten.

Mit Ximena und einem Clown in La Ronda, Quito
In Quito haben wir am nächsten Vormittag dann nach fünf Jahren einen bürokratischen Akt vollendet, was uns 2010 und 2012/13 wegen fehlender Bescheinigungen und Krankheit nicht gelungen war: die Registrierung unserer Ehe in Ecuador. Wir mussten jeweils mit Wartenummern zu drei verschiedenen Schalterplätzen und natürlich zur Kasse (73$), dann war es endlich geschafft. Melly konnte in der Zeit zur Kinderbetreuung mit Malen und Fernsehen. Bei der Beurkundung haben wir entdeckt, dass das ecuadorianische Namensrecht nicht so eindeutig ist, wie wir dachten. Silvias Nachname "Lascano de Lund", den das Berliner Standesamt als ecuadorianisches Recht anerkannt hat, ist in Ecuador zwar Gebrauchsrecht, aber kein offizielles Recht. Das heißt, dass Silvia hier im Melderegister weiterhin mit ihrem Geburtsnamen Lascano López geführt wird. Eine Internet-Recherche ergab, dass deshalb nicht alle deutschen Standesämter das "de" zulassen.

Das Panorama von San Francisco
Nachmittags haben wir uns dann mit Ximena (Spanisch-Lehrerin 2006), und am nächsten Tag mit Kusinchen Eunice und Alejandros Mutter getroffen, bevor wir nachmittags den Bus ins Paradies nach San Francisco genommen haben. Hier ist die schönste Jogging-Strecke der Welt am Fluss zwischen bewaldeten Berggipfeln, die ich heute morgen gleich wieder in Beschlag genommen habe.