Gruppenbild Brautpaar mit Best Boy und Matron (weiblicher und maennlicher Trauzeuge), Brautjungfern und Blumenkindern.
Der Gottesdienst wurde in drei Sprachen gehalten, Englisch sowie den Sprachen Nyore und Runyankore von Braut und Braeutigam. Jede Hochzeit ist hier je nach Stammeskultur etwas anders. Diesmal hat z.B. der Bruder der Braut stellvertretend fuer die ganze Familie das Einverstaendnis fuer die Ehe bezeugt, und Braut und Braeutigam haben sich nicht gekuesst, sondern umarmt. In der Kirche hat eine Jugendblaskapelle ganz schoen schraeg aber mit viel Elan den Hochzeitsmarsch geblasen.
Zusammen mit Matron Rose und Jocelynn
Nach der Kirche und vor dem Essen bin ich mit Jocelynn schnell noch in einen Geschenkeladen gegangen fuer das Hochzeitsgeschenk. Es sollte ein Buch sein. Die Verkaeuferin empfiehlt uns etwas ueber eine Anleitung zur Ehe und die sinnliche Liebe. Nein, das sei zu anzueglich, meint Jocelynn, als ich zufaellig das Kapitel ueber den impotenten Mann aufschlage. Das Brautpaar sei katholisch, und zwar von der Charismatischen Bewegung. Die Charismatiker (uebrigens ist Benny Hinn ein Charismatiker, so schliesst sich der Kreis wieder) trinken keinen Alkohol, gehen abends nicht aus, gestalten aber die Gottesdienste modern und jung mit Pop-, Gospel- und Folk-Musik. Sex ist aber eher ein Tabu-Thema. Also einigen wir uns auf ein anderes Buch mit Lebensweisheiten, schreiben als Widmung zwei Bibelverse hinein, lassen es uns huebsch verpacken und nehmen das naechste Taxi Richtung Osten zur Feier.
Unter Konfetti- und Champagnerregen wird die Hochzeitstorte angeschnitten.
Inzwischen knurrt Jocelynns Magen, ich bin dagegen noch ziemlich gesaettigt vom indischen Chicken Tikka Masala, das ich mir mittags gegoennt hatte. Ich ziehe sie auf, dass wir vor 21:00 bestimmt kein Essen kriegen werden (es ist gerade 18:00), denn erst muessen ja die ganzen Reden gehalten werden. Sie wettet dagegen, Einsatz ist unsere spaetere Huehnchenportion am Buffet. Dort angekommen, werden wir schon von Rose empfangen, die mich gleich mit Namen anspricht. Jocelynn hat ihr anscheinend schon vorab von dem Muzungu erzaehlt, den sie zur Hochzeit mitbringen wird. Als Weisser wird man hier immer wie ein Ehrengast behandelt. Die ganzen Reden enden gegen 20:00, Jocelynn hat die Wette gewonnen und freut sich ueber ihre zusaetzliche Huehnchenportion. Ich bekomme dafuer ihre Chapati-Fladen, mein Lieblingsessen hier.
Mit dem katholischen Reverend, der ganz enttaeuscht ist, als ich auf "Praise the Lord" nicht die richtige Antwort gebe.
Nach dem Geschenkeueberreichen und Tanz schaue ich auf die Uhr, kurz vor 11, ich brauche mindestens eine Stunde nach Entebbe und habe keine Hausschluessel, will die Familie nicht zu spaet wecken, um mir aufzuschliessen. Also verabschieden wir uns, nicht ohne dass Jocelynn einen grossen Teil der Blumendekoration mitnimmt, weil sie Blumen so mag. Auf der Strasse dann die Ueberraschung: viele Menschen, keine Taxis, richtig, Benny Hinn ist ja gerade zu Ende und da sind natuerlich alle Sammeltaxen voll besetzt. Steves Mutter war einen Tag vorher mit Favor bei Benny Hinn und kam um 2:30 nachts wieder, im ueberfuellten Taxi zu total ueberhoehtem Preis. Aber ich habe Glueck, werde als Muzungu irgendwie bevorzugt, und gelange in den Old Taxi Park von Kampala. Inzwischen ist es fast Mitternacht, auch hier an der Entebbe-Haltestelle Dutzende von Wartenden und keine Taxen. Ein einzelnes Taxi kommt und die Leute erdruecken sich gegenseitig, um hineinzugelangen. Keine Chance. Auf einmal spricht mich ein superfreundlich-schleimiger Mann an, er kennt mich aus Entebbe, wollte mir auf der Strasse schon mal seine 24-jaehrige Schwester als Frau anbieten und hat mich dort ganz schoen genervt (Woher kommst Du? Wann faehrst Du zurueck? Kannst Du mich nach Deutschland mitnehmen? Hast Du eine Schwester fuer mich? usw.) . Aber irgendwie schafft er es mit Beziehungen zum Schaffner, dass uns im naechsten Taxi die beiden Vorderplaetze reserviert werden. Einerseits erleichtert, andererseits angewidert, dass ich nun 45 Minuten neben ihm sitzen muss, steige ich ein. Er war bei Benny Hinn (natuerlich!), ist ein Pfingstgemeindler (natuerlich!), ich druecke ihm dafuer mein Beileid aus. Warum ich ihn denn nie angerufen oder besucht haette? Ich antworte, ich koenne nicht jeden rueckrufen, der mir seine Telefonnummer in die Hand druecke. Kurz vor eins kommen wir endlich in Entebbe an, ich muss auch keinen ueberhoehten Sonderpreis zahlen, klopfe zu Hause an Lydias Fenster, die mir verschlafen von innen aufschliesst.
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