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Mittwoch, 2. Mai 2007

Alltag in Uganda IV

Design-Gebaeude der Nkumba-Universitaet nahe Entebbe

Es gibt so viele kleine Unterschiede zwischen dem Leben in Uganda und in Deutschland, und wie in Ecuador ueber die Busse kann man hier am meisten ueber die Sammeltaxen schreiben.

Sammeltaxi

Man glaubt gar nicht, wie lange ein Auto mit Spruengen in der Windschutzscheibe fahren kann. Hat man in Deutschland Angst, dass einem die gesprungene Scheibe irgendwann waehrend der Fahrt um die Ohren fliegt, so wird hier der Gegenbeweis angetreten: Risse werden nicht repariert, praktisch jedes Auto hat welche, und platzen habe ich noch keine Scheibe gesehen. Uebrigens war das in Ecuador genauso.

Tanken mit vollem Mini-Bus, in Ecuador die erwaehnenswerte Ausnahme, ist hier ueblich, bei jeder zweiten Fahrt haelt der Bus an der Tankstelle und tankt dann fuer umgerechnet 3,50 Euro - maximal 10 Euro. Dabei sind die Preise fuer den Liter Diesel nicht viel niedriger als in Deutschland, ca. 1,10 Euro. Was ist der Grund fuer das haeufige Kurztanken? In einem Ostafrikabuch habe ich gelesen, dass man damit den Diebstahl erschweren will: ein Dieb kommt mangels Sprit nicht weit mit dem Auto. Ich glaube eher, dass es eine Mischung aus gesundem Misstrauen und mangelnder Vorratshaltung hier in Uganda ist. Misstrauen, weil der Schaffner und der Fahrer sich die Einnahmen teilen, Tanken geht vom Gewinn ab, darum wird nur so viel wie gerade eben noetig getankt. Und der Schaffner weiss nicht, was der Fahrer nach Feierabend vielleicht noch mit dem Auto unternimmt. Mangelnde Vorratshaltung: Ugander machen keine Grosseinkaeufe, schon alleine, weil keiner ein Auto hat. Alles wird taeglich just in time vom Markt oder vom naechsten Tante-Emma-Laden (die es zu Hauf gibt) gekauft, oft wird abends um 10 noch jemand losgeschickt, um nur ein paar Broetchen an der naechsten Ecke zu kaufen.

Eigentlich ist jetzt Regenzeit, durch den weltweiten Klimawandel regnet es aber sehr unregelmaessig. Aber wenn es regnet, prasselt es so laut auf das Wellblechdach des Instituts, dass man den Unterricht unterbrechen muss, man versteht kein Wort mehr. Neulich sass ich bei solch einem Regen im Sammeltaxi. Zum Glueck in der Mitte der 3er-Sitzreihen (die meist von 4 Personen besetzt sind), denn die Gummidichtungen an den Aussenfenstern waren undicht und trotz geschlossener Scheiben kamen stete Wasserstrahlen von allen Seiten in den Innenraum. Die Strassen von Kampala waren binnen Minuten zu 20 cm ueberflutet, wir fuhren praktisch im Fluss und jedes Fahrzeug produzierte Wellen zur Seite hin. Eigentlich asphaltierte Strassen sind nach so einem Regen rot vom Schlamm.

Die Polizei in Uganda ist sparsam ausgeruestet, nur selten steht ein Dienstwagen zur Verfuegung. Wenn man die Notrufnummer waehlt und ueberhaupt eine Verbindung zustande kommt, kann man schon mal die Auskunft erhalten: "Von hier aus koennen wir nicht helfen, wir haben kein Auto, kommen Sie doch auf der Wache vorbei..." Manchmal sieht man Polizisten auf einem Fahrrad fahren, oder heute stieg einer mit schwerem Karabiner-Gewehr ins Taxi und setzte sich neben mich.

Nkumba-Universitaet: Schild nahe der Bibliothek

Kulinarische Spezialitaeten

Vorgestern kam ich mir vor wie im Monty-Python-Film "Das Leben des Brian". Mit zwei Katharinas aus Deutschland sowie Tina und Toni aus Uganda war ich auf einem Open-Air-Konzert im National Theater von Kampala, als der Heuschreckenverkaeufer herum kam. Heuschrecken werden hier waehrend der Saison im November gefangen, danach getrocknet und irgendwann in Pflanzenoel frittiert. Die Katharinas schreckten vor nichts zurueck, kauften eine Tuete voll, und dann haben wir probiert: schmecken sehr knusprig und ein bisschen nach Chips, das liegt bestimmt am Frittieroel. Zum Glueck war Schummerlicht, so dass man die Tiere nicht zu sehr angucken brauchte, bevor man sie in den Mund steckte.

Star Pulver-Kaffee (Uganda) und Blue Band Margarine (Kenia)

Schmiedereien

In einem ugandischen Haus gibt es oft nicht viele Gegenstaende, trotzdem ist die Furcht vor Dieben und Einbrechern gross. Deshalb gibt es viele Schmiedereien an der Strasse, die nichts anderes als schmiedeeiserne Tueren und Pforten anbieten. Eine Tuerklinke gibt es nicht, dafuer einen oder mehrere grosse Schieberiegel an der Innenseite, den man von aussen durch eine kreisrunde Luke erreichen kann. Die Luke wird dann zugeklappt von einem Vorhaengeschloss gesichert. Manchmal ist in einer Torpforte eine kleine vielleicht 1 m hohe Hundetuer eingelassen, durch die man gebueckt das Gelaende betritt. Das ist z.B. beim Buero meiner Voluntaersorganisation UVP hier der Fall.

Sitzbaenke (Parlament) auf dem Nkumba-Campus

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