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Dienstag, 5. Dezember 2006

Shakira, Frust und Familienbilder

Das war ein langes Wochenende, am Donnerstag früh kam Enrico aus Esmeraldas zu Besuch, Grund war das Shakira-Konzert am gleichen Abend, und blieb bis zum Sonntag abend. Über die Vorbereitungen zum Konzert wurde in der Presse hier schon Tage vorher berichtet, es gibt solche Grosskonzerte hier nicht oft, und so hat die interessierte Leserschaft erfahren, dass Shakira nur italienisches Mineralwasser trinkt, viel Obst und Gemüse isst, dass ihr Lebensgefährte sie auf der Tournee begleitet, aber in der Suite des Hilton Colon (Kolumbus-Hilton) ein eigenes Schlafzimmer hat. Hm, ist doch mal interessanter als immer die trockenen Politik-Nachrichten in Deutschland... Ausserdem wurde geschrieben, dass man (nicht professionelle) Kameras mitnehmen darf, um das unvergessliche Event zu verewigen.

Um 20:00 ging es los, meine Gastbrüder (die nicht mitkamen, 21$ Eintritt ist hier sehr viel Geld) waren schon ganz nervös, als Enrico und ich um 18:30 immer noch zu Hause waren, das Stadion und der Andrang sei gross und so spät kämen wir nicht mehr herein. Eine Stunde später hatten wir aber rechtzeitig den Innenraum des Stadions erreicht und uns einen guten Platz (für unsere Preisklasse) ausgesucht. Unser Vorteil: Durch die europäische Grösse konnten wir ganz gut über die Menge schauen, während sich andere Zuschauer ärgerten: sie hatten die Plastikferngläser für einen (oder zwei?) Dollar erstanden, die ihnen aber nichts nützten, weil sie damit nur den Hinterkopf des Vordermannes vergrössern konnten, aber keinen Blick auf die Bühne erhaschten.

Mit einer halben Stunde Verspätung (also für hier recht pünktlich) ging es dann los und wir waren fasziniert von Shakiras Bauchnabel, ihren Tänzen und dass die Zuschauer schon gleich beim ersten Lied auswendig mitsangen. Ich habe tolle Fotos und Videos gemacht. Und dann passierte das, was ich in Südamerika eigentlich immer erwartet hatte, aber durch die bisherigen guten Erfahrungen unvorsichtigerweise verdrängt hatte. Als ich wieder ein Bild machen wollte und vorne an meine Fotogürteltasche fasste, war diese leer. Irgendwie ein blödes Gefühl. In Gedanken versuchte ich zu rekonstruieren: normalerweise merkt man, wenn einem jemand vorne an den Gürtel unter das darüberhängende Oberhemd fasst, und ein Gedränge war auch nicht. Naja, bei einem Lied tanzten auf einmal zwei kleine rundliche Frauen vor uns und drängelten ganz schön, ich gab natürlich nicht nach, man muss ja seinen guten Platz verteidigen. Nach einem halben Lied waren sie auch schon wieder weg. Guter Trick, muss man anerkennen, ich habe nichts gemerkt.

Für mich war der Abend dann gelaufen, der Kopf sagt zwar, Ärgern hat keinen Sinn, da man jetzt eh nichts mehr dran ändern kann, und das Frustgefühl wurde hinterher mit zwei Krügen Bier besänftigt, aber das hilft nicht richtig.

Das restliche Wochenende war wieder sehr schön, Annika, Enrico und ich waren praktisch ständig zusammen und haben die Stadt unsicher gemacht. Am Freitag vormittag hat Enrico mich in den Zoo begleitet, wo ihn meine ganzen Kolleginnen erst einmal kennenlernen wollten. Ansonsten haben wir viel philosophiert, z.B. über in Deutschland unumstössliche Grundfeste, die hier ganz anders sind: die Mondsichel, die liegt und nicht aufrecht steht; die zwei Jahreszeiten (Trocken- und Regenzeit statt wie bei uns Frühling, Sommer, Herbst und Winter); der kreisrunde kleine Schatten zur Mittagszeit; die nur halbstündige Dämmerungzeit hier.

Ich hatte bisher nur wenig Bilder meiner Familie gemacht, der nahende Abschied und Annikas Kamera haben das jetzt mal nachgeholt:

Richard, Vater der Gastfamilie

René (Gordo), Meili (gehört nicht zur Familie, sondern zur Firma), Marco (Flaco), Teresa, Jorge (Zuco) und Oscar, in Klammern die hier üblichen Spitznamen (Dicker, Dünner und Blonder)

Jorge, René, Diego, Oscar und Andres

Leo, Alex und Diego

Camilo

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