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Freitag, 25. August 2017

Alltag in Ecuador 2

Unser Urlaub neigt sich dem Ende zu, am Samstag geht es über San Francisco - Quito - Panama - Frankfurt - Berlin wieder zurück nach Teltow. Zeit, ein letztes Mal über den Alltag zu berichten.
Franciscos Geburtstagstorte

Geburtstag
Francisco hatte heute Geburtstag. Angestoßen wird hier mit champán (Sekt, es gibt in Baños nur die gängigste Marke Grand Duval), der mit Champagner sehr wenig gemein hat und übersüß schmeckt. Dazu wird ein Löffelbiskuit gereicht. Der Kuchen wird anschließend mit schwarzem Tee, nicht mit Kaffee gegessen.
Pilsener, Hauptsponsor vieler Fußballmannschaften, hier Emelec

Bier
Bier kauft man hier nicht am einfachsten im Supermarkt,  sondern im Tante-Emma-Laden gegenüber. In unserem Fall ist das bei Rosita. Rosita hat immer mindestens 15 Bierflaschen im Kühlschrank, 0,5l Pilsener für 1,50$, im Supermarkt kosten die mit 1,35$ warm nur unbedeutend weniger. Da Rosita immer auf hat, kann man just in time kaufen und bei Bedarf später noch nachkaufen. Ein super Service!
Natürlich gab es auch diesmal wieder Humitas: gemahlener Maisbrei mit Käse in Maisblättern gekocht

Müllabfuhr
Silvias Eltern haben jetzt auch eine Müllabfuhr, die mittwochs und samstags vorbei kommt. Früher wurde viel im Garten verbrannt oder verbuddelt, das ist nun nicht mehr nötig. In Puyo kommt die Müllabfuhr sogar jeden Tag vorbei.
Starkregen hinter dem Abzweig zum Wasserkraftwerk

Postadresse
Auch Post kommt nun in San Francisco an, Rubén hat es ausprobiert und sich zum Test selbst einen Brief geschickt. Anschrift: San Francisco, Kanton Baños de Agua Santa, Straße nach Puyo hinter dem Abzweig zum Wasserkraftwerk. Hausnummern gibt es hier auf dem Land weiterhin nicht.
Ecuador first: "Kauft ecuadorianische Produkte", gesehen im Mega-Supermarkt von Ambato

Politik
Ecuador wurde zehn Jahre lang von Raffael Correa regiert, einem sozialdemokratisch populistischen Politiker, der dem Land Stabilität gegeben hat. Seine sieben Vorgänger seit 1996 sind alle nur zwischen 0,5 und 3 Jahren im Amt gewesen und durch Amtsenthebung wegen "geistiger Unfähigkeit, das Amt auszuführen" (Klasse, endlich eine Lösung für die USA...), Putsch, vorgezogene Neuwahlen oder Absetzung abgelöst worden oder waren selber nur Teil einer Übergangsregierung. Die Meinungen über Correa gehen trotzdem stark auseinander, neben vielem Guten (Ausbau der Straßen, Bildung) hat er auch die Pressefreiheit stark eingeschränkt und die Importsteuern erhöht (analog Trumps Idee "America first"). Nach zwei Amtsperioden trat er nicht mehr an, sein Nachfolger Lenín Moreno gewann die Wahl in diesem Jahr. Unser Taxifahrer aus Baños ist überzeugt, dass die Wahlen gefälscht wurden und Ecuador nun vor einem Scherbenhaufen steht, da die korrupten Politiker dem Volk das Kapital geraubt hätten.
Eingang zum Friedhof Puyo, hinten sieht man die oberste Reihen von Schiebegräbern. Spruch über dem Eingang: "Hier endet der Stolz und beginnt die Gleichheit"

Friedhöfe
Wir haben diesmal zwei Friedhöfe in Mera und Puyo besucht, wo eine Cousine und eine Tante von Silvia beerdigt sind. Beide sind wie hier üblich oberirdisch in Schiebegräbern begraben, die Gräber ähneln einer Schließfachanlage aus Stein. Das "Schließfach", in dem der Sarg steht, hat vorne eine Wand und eine individuell gestaltbare Nische: Grabstein, Foto oder die Wand nur mit Farbe beschrieben, davor Blumen, optional eine Scheibe und/oder ein schmiedeeisernes Gitter. Das Grab von Silvias Cousine ist in der obersten Etage, wo man nur mit Leiter oder einem Tritt herankommt. Eine Erklärung, warum in Lateinamerika hauptsächlich Schiebegräber benutzt werden, habe ich nicht gefunden. Es gibt Mythen wie sumpfige oder felsige Untergründe (trifft hier nicht unbedingt zu), Platzersparnis (das ist ein Argument) oder halt einfach Tradition. Verwesungsgeruch ist nicht zu bemerken, die Gräber sind also gut abgedichtet.
Don Daniel (links), hier mit Francisco und Don Edmundo, genießt seit drei Jahren seine Rente mit 60.

Rente
In Ecuador geht man mit 60 in die Rente, wenn man vorher mindestens 30 Jahre gearbeitet hat, ein Traum! Das hat uns Onkel Daniel erzählt, er und seine Frau waren Lehrer und sind seit drei Jahren Rentner. Bis 2035 wird das Renteneintrittsalter allerdings auf 65 Jahre angehoben. Correa hat 2015 die Rente auch auf Hausfrauen ausgedehnt.

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