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Montag, 3. Mai 2010

Verschiedene Eindruecke aus Ecuador

Die letzte Woche sind Birgitta und Rosa aus Deutschland gerade rechtzeitig nach der Flugfreigabe in Europa hier eingetroffen, so dass wir viel unterwegs waren. Anbei ein paar Eindruecke, auch allgemein zu Ecuador.

Strassenkuenstler in Quito

Korrektur Kinderwagen: Rosa hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass man an vielen Orten in Ecuador doch ganz gut mit Kinderwagen zurecht kommt, z.B. in Puyo, wo sie Ihre Tochter Shirley mit Kinderwagen gross gezogen hat.

Am Aequatordenkmal Richtung Otavalo: je ein Bein auf der Sued-, eins auf der Nordhalbkugel

Autofahren in Quito - Altstadt: In Quito haben wir uns einen Mietwagen genommen, um ein paar Tage nach Otavalo im Norden zu fahren. Die erste Nacht haben wir aber in Quito verbracht. Den Wagen haben wir vor der Hotelsuche in ein Parkhaus gestellt, dann das Hotel ausgesucht und dort erfahren, dass das Hotel eine Garage hat. Also bin ich das Auto "mal schnell" aus dem Parkhaus holen gegangen, das Parkhaus war nur 2 Bloecke vom Hotel entfernt. Die Fahrt gestaltete sich aber schwierig, durch die vielen Einbahnstrassen und Strassensperrungen am Sonntag fuhr ich staendig im Kreis und es war kein direktes Durchkommen zur Hotelstrasse moeglich. Meine Kreise wurden immer groesser, trotzdem landete ich immer wieder am selben Punkt eine Strasse zu weit suedlich. Nach einer Stunde und einer Odysee durch die ganze Altstadt von Quito hatte ich schliesslich doch eine Moeglichkeit gefunden, fand vorm Hotel die verzweifelt wartende Silvia wieder, die sich natuerlich schon Sorgen gemacht hatte, und stellte das Auto mitten in einer stark abschuessigen Fussgaengerzone vor das Hotel - die Hotelgarage war verschlossen und von aussen so eng, dass das Einfahren in Schraeglage ein Abenteuer versprach. Da die Frau mit dem Garagenschluessel nicht aufzutreiben war, haben wir das Auto dann schliesslich wieder im urspruenglichen Parkhaus abgestellt, der Weg in diese Richtung hat noch nicht einmal fuenf Minuten gedauert...

Kirche in Otavalo

Biertrinken und Stromausfall: Abends wollten wir mit Birgitta an ihrem ersten Tag noch schoen ein Bierchen trinken gehen, ebenfalls ein aussichtsloses Unterfangen. Kneipen wie bei uns gibt es nicht, in (ecuadorianischen) Restaurants gibt es oft kein Bier, und eine Hotelbar gab es auch nicht. Empfehlung vom Hotel: Kauft Euch doch im nahen Supermarkt die Flaschen und trinkt sie im Hotel. Also bin ich um 18:30 los, zwei Bierflaschen, einen Trinkjoghurt fuer Silvia und etwas Schokolade zu kaufen. Gerade als ich die Tuer vom Supermarkt-Kuehlschrank oeffne, geht das Licht aus. Stromausfall und ziemliche Dunkelheit im ganzen Bezirk! Nach einer Minute geht das Notstromaggregat im Supermarkt wieder an, so dass wenigstens hier keine Panik ausbricht. Im selben Moment faengt Silvia gerade an, Melissa zu wickeln und Birgitta sitzt auf der Toilette. Der Stromausfall dauerte eine Stunde und wir konnten die Taschenlampenfunktion von meinem Handy mal gut nutzen...

Birgitta, Rosa und Silvia in San Francisco zu Rosas Geburtstag

Fangen von Dieben: Am Freitag abend sehen wir in den Nachrichten, wie zwei Verbrecher in Riobamba von der Menschenmenge gefasst und vor Eintreffen der Polizei blutig geschlagen wurden. Solche Selbstjustiz findet man hier oft, laut Silvias Eltern auch deshalb, weil die Polizei die Straftaeter oft nach ein paar Tagen schon wieder laufen laesst. Am Samstag morgen in San Francisco werden wir von Tumult geweckt. In unserem kleinen Dorf sind zwei Einbrecher gefasst worden, die ein Haus ausgeraumt haben. Die Buerger haben sich ueber Handy schnell zusammengerufen und die Diebe gefasst. Auf dem Dorfplatz wurden sie bis zum Erscheinen der Polizei in Verwahrung genommen und von den wuetenden Buergern wohl auch mit einem dicken Stahlseil geschlagen.

Verkehrsicherheit: Hier gibt es viel Positives im Vergleich zu 2006 und 2008 zu berichten, man sieht jetzt z.B. deutlich weniger Menschen ohne Gurt Autofahren und die Windschutzscheiben haben fast kaum noch Spruenge. Grund dafuer ist ein Punktesystem, das letztes Jahr eingefuehrt wurde: aehnlich wie bei uns gibt es fuer jedes Vergehen Punkte (z.B. 1,5 Punkte fuer Fahren ohne Gurt, Risse in der Scheibe oder auch schwarz getoente Seitenscheiben), bei 30 Punkten wird einem der Fuehrerschein abgenommen.

Power-Tourismus in Puyo: Unsere Berliner Trauzeugin Rosa ist eine echte Powerfrau. Letzten Freitag hat sie mit ihrem Sohn Diego Birgitta und mich nach Puyo zu einer Rundfahrt eingeladen. Wir hatten Zeit von 09:00 bis 16:00, da um vier Silvias und mein Hochzeitskurs begann. In diesen sieben Stunden haben wir fuenf Highlights besichtigt, von Aufzuchtstationen fuer Tapire, Schlangen und Affen ueber exotische Voegel bis hin zu einem Wunderschoenen und hohen Baumhaus mit Blick ueber den Dschungel und einer Urwald-Wanderung zu einem 30m hohen Wasserfall. Wir haben alles prima geschafft, waren abends selber geschafft, aber haben Eindruecke bekommen, die noch lange anhalten werden!

Hochzeitskurs: Unser Priester aus Puyo war wie erwartet deutlich entspannter mit unserem Hochzeitskurs. Um vier Uhr begruesste er uns freundlich mit kurzer Jeans und Poloshirt in seinem Buero ueber der Kirche - und schaltete den DVD-Spieler und Fernseher ein. Wir sahen dann 1,5 Stunden ein Video eines begnadeten kolumbianischen Predigers mit dem doppeldeutigen Titel "Die Ehe ist kein Kreuz". Er hat sehr unterhaltsam und gut geschildert, auf welchen Prinzipien eine ideale Ehe aufbauen sollte, zusammengefasst sind das Solidaritaet, Augenhoehe aber auch Autonomie der beiden Partner. Danach hat er uns gefragt, ob wir noch Fragen haben und wir haben noch die letzten Details der kirchlichen Zeremonie geklaert. Na bitte, es geht doch auch anders!

Fernsehmania in Ecuador: Ecuadorianer sind anscheinend begeisterte Ferngucker, jedenfalls laeuft der Fernseher ziemlich oft: in Bussen (mit DVDs), im Restaurant (was manchmal ziemlich nervig ist) oder zu Hause. Den Hoehepunkt haben wir bei einer Cousine von Silvia erlebt: das Haus hat vier Zimmer und fuenf Fernseher (einer naemlich noch in der Kueche), nur im Bad gab es keinen Fernseher. Und alle Fernseher liefen, hingeguckt hat aber keiner. Zukuenftig wird der Fernseher vielleicht durch ein anderes Medium abgeloest: im gleichen Haus lief naemlich auch staendig ein Internet-Computer, bei dem sich die beiden Kinder (4 und 16 Jahre alt) um ihre Zugriffszeiten gestritten haben. Der Kleine konnte noch nicht lesen, aber die Spiele im Internet konnte er problemlos bedienen. Sie hat dagegen mit ihren Freundinnen gechattet und sich beschwert, wenn die Mutter die Chats lesen wollte.

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