Behörden
Über die Beantragung des Censos hatte ich ja schon berichtet. Der Censo entspricht in etwa der Meldebescheinigung, und mit ihm wird man in Ecuador bei vielen Touristenattraktionen wie ein Einheimischer behandelt. Es gibt da nämlich enorme Unterschiede bei den Eintrittspreisen. Beispiel Galapagos-Inseln:
- Eintritt Ausländer: 100$
- Eintritt für Bürger von Andengemeinschaft- oder Mercosur-Ländern: 50$
- Eintritt für Einheimische oder hier gemeldete Ausländer: 6$
Das sind Unterschiede, oder? Für die Ruinen von Ingapirca haben wir 6$ gezahlt, Einheimische zahlen 1$. An der Costa dagegen gibt es kaum Touristen, deshalb auch keine zwei verschiedenen Preise. Somit haben wir den Censo ausser in Cuenca bisher noch nicht gebraucht. Am Wochenende wurde ich aber doch unruhig, da in zwei Wochen die Galapagosreise ansteht und ich im Gegensatz zu Annika noch nicht einmal eine Bescheinigung hatte, dass ich den Censo beantragt habe (und er im Moment nicht prozessiert werden kann, da keine Formulare vorhanden). Also habe ich heute eine Stunde eher im Zoo Schluss gemacht und mich zur Policia de Migracion, zur Ausländerbehörde aufgemacht. Ziel war, den Censo zu erhalten (obwohl ja telefonisch immer gesagt wird, es gibt keine Formulare), oder zumindest die Annika-Bescheinigung.
Im Gegensatz zum letzten Mal (ein Freitagnachmittag im August) war diesmal am Montag das Wartezimmer gerammelt voll und es fand ein Mischsystem aus Schlangestehen und Wartenummern ziehen statt: man stand eine halbe Stunde in der Schlange, um dann eine Wartenummer (die 65) zu bekommen. Das Schicksal meinte es mal wieder gut mit mir, und sandte mir ein paar Feen. Die erste Fee schenkte mir nach einer Stunde ihre Wartenummer (die 58, immerhin 7 Plätze vorher). Mit dieser Nummer kam ich nach 2,5 Stunden um Punkt 18:00 (Ende der Sprechzeit) in das Amtszimmer. Dort dann die grosse Enttäuschung: die aufgrund des Andrangs schon etwas genervte Beamtin fragte nach den KO-Kriterien: sobre und especie, beides konnte ich nicht vorweisen - und tschüs! Mit sobre hatte ich schon gerechnet, das sind grosse gelbe DIN-A4-Briefumschläge, die in der Schlange alle ausser mir hatten. Especie war schon schwieriger, das Wort kenne ich nur aus dem Zoo und heisst Tierart. Sollte es aber im Erdgeschoss geben. Dort habe ich mich durchgefragt und für 4$ eine Mischung aus Wertmarke und Plastikträger für den späteren Ausweis erstanden. Briefumschläge gab es bei der Behörde nicht. Also habe ich schon frustriert das Gebäude verlassen (es wurde nach 18:00 keiner mehr reingelassen) und mich mental darauf eingestellt, am nächsten Tag wieder 3 Stunden auf dem Amt verbringen zu müssen.
Die zweite Fee sagte mir nun: nicht so schnell aufgeben! Gegenüber der Behörde ist der Zentrale Busbahnhof, und davor in den Geschäften gibt es eigentlich alles zu kaufen (z.B. Zahnbürsten), warum nicht auch Briefumschläge? Der erste Laden hatte tatsächlich das Gewünschte, schnell zurück gespurtet, dem verdutzten Einlassaufpasser bei der Behörde meine zweite Wartenummer (die 65, die erste wurde beim ersten Mal gleich einbehalten) gezeigt und ihn überredet, mich doch noch einmal reinzulassen. Oben stand noch fast die gleiche Schlange, ein Mann erkannte mich wieder und gestikulierte mir freundlicherweise, dass ich doch gleich ins Zimmer reingehen könne, ich wäre ja schonmal dagewesen. Dann ging alles ganz schnell, ich legte alles vor, meine ganzen Papiere wurden gar nicht mehr auf Vollständigkeit geprüft, sondern nur schnell in den Umschlag gesteckt, ein Digitalfoto von mir gemacht (was alle amüsiert hat, weil das Stativ nicht auf meine Grösse ausrichtbar war und ich in die Hocke gehen musste), der Ausweis mit Foto ausgedruckt, verschweisst, die Beamtin sagte, nach mir bearbeite sie nur noch zwei, die restliche Schlange könne morgen wieder kommen. Die 65 wäre nicht mehr herangekommen...
Was ich mich frage ist, warum man telefonisch immer vertröstet wird, wenn dann doch vor Ort alles vorhanden ist und der Ausweis ausgestellt werden kann. Oder ich hatte Glück, und die Formulare (oder die especies?) gibt es erst seit heute wieder, am Tag nach den Präsidentschaftswahlen.
Filmstar III
Ich habe in Filmstar I und II ja schon beschrieben, wie man hier auffällt, wenn man weiss, gross, blond und blauäugig ist. Bei meiner letzten Führung am Freitag haben z.B. die Schulmädchen gefragt, ob meine Augen echt seien, sie seien so schön blau. Sie haben dann selber eingesehen, dass die Frage unsinnig war, aber schmeicheln tut das schon und zum Abschied haben sie alle aus dem Schulbus herausgewunken und "Chao Tim!" gerufen.
Am Wahlsonntag war ich mit einer Freundin Yuli hier am Malecon und durch die Innenstadt bummeln. Nach einer Weile bekommt sie eine SMS von einer Freundin Tanya, die uns beide gesehen hat. Heute werde ich von Jenifer im Zoo angesprochen, was ich gestern gemacht hätte. Ihre Schwester Leo (die ich nur zweimal kurz im Zoo vorbeigehen gesehen habe) hätte uns gesehen. So klein ist Guayaquil, trotz der 4 Millionen Einwohner. Das erste Mal war mir dieser Paparazzi-Effekt in Esmeraldas aufgefallen, wo alle möglichen Leute (z.B. Verwandte von den Gastfamilien) immer genau wussten, wo wir waren oder gerade hingingen, die Gruppe von uns Weissen fiel halt auf...
Wasserversorgung
Die Wasserversorgung in Guayaquil ist im Gegensatz zu Esmeraldas, wo das Wasser wohl öfters ausfällt, ganz gut. Trotzdem wird hier manchmal in ganzen Bezirken das Wasser abgestellt, wegen irgendwelcher Bauarbeiten. Als Ankündigung steht meist in der Zeitung, in welchen Bezirken und wann es gerade kein Wasser gibt. Da ich die aber nicht regelmässig lese, ist es immer eine böse Überraschung, wenn man wie heute verschwitzt von der Arbeit und dem Amt zurückkommt und dann auf dem Trockenen sitzt. Das passiert etwa 1-2 mal im Monat. Mal sehen, in Afrika werde ich mich bestimmt noch sehnen nach dem guten südamerikanischen Standard...