Die ersten Wochen nach der Geburt bringen auch einige Ämtergänge mit sich. Bei nicht verheirateten Paaren wie uns haben wir erstmal schon vor der Geburt die Vaterschaftsanerkennung und die gemeinsame Sorgerechtserklärung beim Jugendamt beurkunden lassen. Dafür benötigte ich zum ersten Mal in meinem Leben meine eigene Geburtsurkunde, die meine Eltern natürlich gewissenhaft für mich aufgehoben hatten.
Im Krankenhaus konnte man dann alle Unterlagen für Melissas Geburtsurkunde abgeben. Da Silvia die ecuadorianische und die deutsche Staatsbürgerschaft hat (das ist möglich, weil man die ecuadorianische Staatsangehörigkeit nach Verfassung nie verlieren kann), konnten wir für Melissas Nachnamen zwischen deutschem und ecuadorianischem Recht wählen. Nach deutschem Recht wäre der Name des Vaters (Lund) oder der Mutter (Lascano Lopez) möglich, in Ecuador gibt es (wie in den meisten lateinamerikanischen Staaten und Spanien) immer einen Doppelnamen, der sich aus den ersten Nachnamen des Vaters und der Mutter zusammensetzt, in unserem Fall also "Lund Lascano". Ich finde das eine schöne Sache, so wird der Name der Mutter/beider Großväter eine Generation länger bewahrt als bei uns. So heißt unsere Tochter nun Melissa Marie Lund Lascano. Bei dieser Gelegenheit ist uns aufgefallen, dass alle Großeltern von Melissa mit L anfangen (Lund, Loewner, Lascano Torres und Lopez Lescano)...
Danach haben wir die Staatsangehörigkeiten von Melissa geregelt. Sie übernimmt erst einmal alle Staatsangehörigkeiten der Eltern (also deutsch und ecuadorianisch) und kann sich zwischen ihrem 18. und 23. Lebensjahr dann entscheiden, oder aber beide Staatsbürgerschaften beibehalten, da sie die ecuadorianische ja nie verlieren kann. In der ecuadorianischen Botschaft wurde sie registriert, und für ihre erste große Reise nach Ecuador im nächsten Frühjahr wird sie schon zwei Kinderreisepässe haben... Der Eintrag des Kindes in den Reisepass der Eltern ist seit dem 01.11.2007 nicht mehr möglich, weder in Deutschland noch in Ecuador.
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Donnerstag, 12. November 2009
Freitag, 6. November 2009
Alltag mit Melissa
Fotoshooting im Krankenhaus
Silvias Leben hat sich am meisten umgestellt. Melissa muss 5-6 mal täglich gestillt werden, was jeweils 40 Minuten dauert. Die Kleine trinkt wie verrückt. In dieser Zeit versuche ich den Haushalt zu erledigen, was mir jetzt, wo ich Urlaub habe, noch gut gelingt. Lustig wird es dann in einer Woche, wenn ich wieder arbeite...
Die größte Hilfe ist uns im Moment aber Silvias Schwester Amparo. Schon im Krankenhaus hat sie uns täglich Essen vorbeigebracht, eine willkommene Abwechslung zum kargen Krankenhausessen. Auch jetzt kommt sie noch fast jeden Tag vorbei und hilft uns wo immer sie kann.
Alle paar Tage kommt auch die Hebamme Gabriele vorbei, schaut sich Mutter und Kind an und beruhigt uns ("Sind diese roten Flecken normal?", "Warum hat Melissa Schluckauf?" usw.). Alles ist im grünen Bereich. Am Samstag hat sie Melissa auch zum ersten Mal gebadet, statt Seife mit Olivenöl und Sahne...
Wenn Melissa schreit, gibt es noch überschaubare Optionen:
- Hat sie Hunger?
- Müssen die Windeln gewechselt werden?
- Hat sie Bauchschmerzen, Blähungen, klemmt das Bäuerchen?
Insgesamt hat sich der Tagesablauf ganz schön umgestellt, oft muss man seine Arbeit oder sein Essen unterbrechen, um Melissa zu beruhigen und wundert sich hinterher über halb angefangene Sachen. Wir sind schon froh, wenn wir pro Tag eine zusätzliche Aufgabe wie z.B. den Antrag auf Kindergeld erledigen können.
Sonntag, 25. Oktober 2009
Melissa Marie
Hallo zusammen,
für meinen ersten Tag außerhalb von Mamas Bauch habe ich mir den heutigen Sonntag ausgesucht. Die Tour nach draußen war nicht leicht, nach dem Sprung meiner Fruchtwasserhülle gestern abend hat es noch 14 Stunden gedauert und Mama einige Kraft und Schmerzen gekostet, die aber sofort vergessen waren, als ich zum ersten Mal auf ihrem Bauch lag. Mama und Papa waren auch froh, dass ich mir den Termin selbst ausgesucht habe und wir aus eigener Kraft mit kräftiger Unterstützung der Hebamme alles geschafft haben.
Nicht nur für die Großmütter hier die Details:
25.10.2009 12:22, 3,87 kg, 55cm, Melissa Marie
So, nach diesem anstrengenden Tag ruhe ich mich mit Mama jetzt erstmal ein wenig aus...
Montag, 14. September 2009
Neulich bei der IFA
Letzten Sonntag waren wir auf der Funkausstellung, ich war ganz begeistert von den neuen, brillianten LED-Flachbildfernsehern mit drahtloser Internetverbindung. Der Tagesspiegel hat uns dabei geknipst, Silvias Frauenärztin hat sie erkannt und am Dienstag darauf angesprochen. Vielen Dank an meinen Bruder Kai, der die Zeitung vom Montag noch aufgefunden hat!
Sonntag, 13. September 2009
Ein ungewöhnlicher Brief
Zurück in die Zukunft, vollständiger Brief hier
Letzte Woche habe ich einen ungewöhnlichen Brief erhalten. Normalerweise verbinden Briefe ja unterschiedliche Personen zur gleichen Zeit. In diesem Fall war es ein Brief von mir an mich selber, aus dem Jahr 2006... Es war eines der Spiele, die wir in Paderborn auf der Südamerika-Vorbereitung von meinem Sabbatjahr durchgeführt haben. Wir haben einen Brief an uns selber in die Zukunft geschrieben, und zwar in die Zeit nach unserem Freiwilligendienst. Dass der Brief über drei Jahre gebraucht hat, war bestimmt nicht geplant, aber das hat ihn umso interessanter gemacht. Wie habe ich mich verändert, welche meiner Erwartungen/Befürchtungen von damals sind eingetroffen, welche nicht? Hier einige Reflektionen:
- Die Angst vor der neuen Sprache Spanisch war unbegründet, am Schluss konnte ich mich gut verständigen, selbst wenn ich oft nachfragen musste.
- Als blonder Riese ist man tatsächlich überall aufgefallen, das Selbstbewusstsein ist gestiegen, siehe die Filmstar-Artikel.
- Anderes Zeitgefühl? Eigentlich nicht, sehe aber viele Termine inzwischen entspannter.
- Andere Prioritäten im Leben? Vielleicht, ich genieße das Leben jetzt in vollen Zügen, man lebt es ja schließlich nur einmal. :-)
- Verarbeitung der Erfahrungen? Hatte ich keine Probleme, bestimmt hat mir auch dieses Blog dabei sehr geholfen.
- Südamerika / Afrika: Es war kein starker Bruch beim Übergang, viele Dinge sind ähnlich und in Ecuador habe ich mir eine gewisse Gelassenheit angewöhnt, die Dinge einfach auf mich zukommen zu lassen.
- Integration in die Gastfamilien: Mehr als Onkel denn als Kind, hat gut funktioniert.
- Das Wichtigste in meinem Leben? Gesundheit und viele schöne Erlebnisse in unterschiedlichsten Kulturen :-)
- Sozialere Einstellung? Ja, es macht Spaß sich zu engagieren, ob mit der IBM in der e-Week an Berliner Schulen oder für ICJA als Mentor für Austausch-Freiwillige. Nur eines habe ich dabei gemerkt: man muss sehr genau mit seiner Zeit haushalten und kann sich leider nicht überall engagieren.
Dienstag, 25. August 2009
San Francisco, Ecuador
Silvias Eltern wohnen in San Francisco, Ecuador. Ein kleines Andendorf nahe dem touristischen Baños, das weder in Wikipedia noch auf Google Earth verzeichnet ist. Auch mit Google habe ich es nicht gefunden. Umso erstaunter war ich neulich, als ich bei Globetrotter einen Bildband über Ecuador und Galapagos durchblättert habe. Auf Seite 85 sieht man ein Bild mit der Beschriftung "Blumenstand bei San Francisco":
Natürlich habe ich das Buch gekauft und Silvia und ihrer Schwester Amparo gezeigt. Beide haben sich amüsiert und gefreut, dass ihre Nachbarin mit Enkeltochter in einem deutschen Bildband erschienen ist. So klein ist manchmal die Welt, und Google weiß nicht alles!
Sonntag, 23. August 2009
Abschied von Stephen und WM
Mit Silvia und Steve bei der Hochzeit von Silke und Jerry
Mehr als zwei Jahre hat Steve bei mir bzw. bei uns gewohnt. Am Dienstag ist er nun für einen Monat nach Uganda aufgebrochen und wird bei seiner Rückkehr zusammen mit einem Freund in eine neue Wohnung ziehen. Diese ist nur 10 Minuten von hier entfernt, so dass wir uns sicher weiterhin öfters sehen werden. Du fehlst uns jetzt schon Steve, und wir vermissen Dein Posho mit Bohnen und Deine Matooke mit Erdnusssauce!
U-Bahnhof Brandenburger Tor
Rechtzeitig zur Leichtathletik-Weltmeisterschaft ist in Berlin die zur Zeit kürzeste U-Bahn-Linie U55 von Hauptbahnhof über Bundestag nach Brandenburger Tor fertig gestellt worden. Besonders der Bahnhof Brandenburger Tor ist einen Besuch wert und enthält eine Fotoausstellung über die Geschichte des Tores und damit auch über die Geschichte der deutschen Teilung. Hier kann man auch in die S-Bahn umsteigen (früherer Stationsname "Unter den Linden").
Da wir es zur Leichtathletik-WM nicht ins Stadion geschafft haben, haben wir uns heute wenigstens ein Highlight live angeschaut, den Marathon der Frauen. Die Marathonstrecke war zum ersten Mal bei solchen Ereignissen ein Rundenkurs von 10 km durch die Innenstadt Berlins, Start und Ziel war das Brandenburger Tor. Durch den Rundenkurs konnten wir problemlos die Läuferinnen an 5 verschiedenen Stationen beobachten: bei km 5 am Bundeskanzleramt, km 10 am Brandenburger Tor, km 19 Unter den Linden, km 31 am Potsdamer Platz und kurz vor dem Zieleinlauf am Pariser Platz. Hier ein paar Impressionen:
km 5: Epiphanie Nyirabarame aus Ruanda führt, fällt aber hinterher auf den 26. Platz zurück
Die Spitzengruppe bei km 10 am Brandenburger Tor
km 19: Sandra Ruales aus Ecuador und Ulrike Maisch aus Deutschland vor der Russischen Botschaft
km 31: die spätere Siegerin Xue Bai (China), die Zweite Yoshimi Ozaki (Japan) und Dritte Aselefech Mergia (Äthopien, verdeckt) laufen an Silvia vorbei, vorn die Russin Nailija Julamanowa (8. Platz)
km 31 am Potsdamer Platz
Kurz vorm Ziel Pariser Platz: Sabrina Mockenhaupt läuft als beste Deutsche (Platz 17) ins Ziel ein
Im neuen Geo Saison (Ausgabe September 2009) wurde das Dossier Sabbatical veröffentlicht, für das ich vor einem Jahr interviewt wurde. Mein Part wurde zwar ziemlich gekürzt, ich werde aber zumindest in einem Absatz kurz erwähnt. Das Dossier ist sehr lesenswert für alle, die sich für eine Auszeit interessieren!
Geo Saison Dossier Sabbatical
Samstag, 8. August 2009
Panometer
Yadegar Asisi ist ein Berliner Architekt, Künstler und Professor persischer Herkunft. Seit Anfang der 90er-Jahre beschäftigt er sich mit Panorama-Bildern, das sind große 360°-Bilder. Das erste Mal habe ich sein Bild vom Mount Everest 2003 in einem Leipziger Gasometer gesehen, und war begeistert. Zum 50-jährigen Jubiläum der Erstbesteigung war man im Gasometer plötzlich in das letzte Basis-Lager am Mount Everest versetzt und sah von hier aus das spektakuläre Panorama des Himalaya.
Vor drei Wochen war ich dienstlich in Dresden und mein Kollege Lutz Thoms begeisterte uns, das dortige Asisi-Panorama "1756 Dresden" zu besuchen. Und es hat sich gelohnt! Man besteigt im Gasometer (das jetzt Panometer heißt, Kunstwort aus Panorama und Gasometer) eine Aussichtsplattform und befindet sich auf dem Turm der Hofkirche im barocken Dresden von 1756! Asisis Panoramen sind fotorealistisch in einer Kombination von 3D-Computermodellierung, Fotografie und Malerei erstellt und sehr aufwändig recherchiert. Für Dresden hat er alte Stadtpläne ausgewertet, Canaletto-Bilder studiert und ist in ein rumänisches Dorf gefahren, um dort vom Kirchtum aus 200 Jahre alte und unveränderte Dächer zu fotografieren, die ähnliche Ziegel wie in Dresden verwendeten.
Zwei Wochen später waren Silvia und ich in Leipzig (hier einige Fotos) und besuchten das dortige Asisi-Panometer mit dem Bild Amazonien. Im Humboldt-Jahr (und passend zu Ecuador, auch wenn dieses Bild den brasilianischen Teil von Amazonien darstellt) gibt einem Asisi einen Eindruck vom Regenwald. Wie immer wird innerhalb von 15 Minuten ein kompletter Tag-Nacht-Zyklus dargestellt, von den Lichtverhältnissen über typische Geräusche bis hin zu einem Gewitter (man bleibt zum Glück trocken...). In der Begleitausstellung wird einem neben Humboldts Expeditionen auch die Einzigartigkeit der Pflanzen- und Tierwelt im Regenwald erklärt (alles Leben spielt sich in den Baumwipfeln ab), gesponsert u.a. von GEO und dem WWF. Auch wenn Silvia vom Panorama nicht sehr beeindruckt war ("Amorcito, ich kenne den echten Regenwald!"), fand ich die Ausstellung sehr interessant.
Das Panorama in Dresden wird noch ein paar Jahre zu sehen sein, die Ausstellung in Leipzig wechselt häufiger.
Vor drei Wochen war ich dienstlich in Dresden und mein Kollege Lutz Thoms begeisterte uns, das dortige Asisi-Panorama "1756 Dresden" zu besuchen. Und es hat sich gelohnt! Man besteigt im Gasometer (das jetzt Panometer heißt, Kunstwort aus Panorama und Gasometer) eine Aussichtsplattform und befindet sich auf dem Turm der Hofkirche im barocken Dresden von 1756! Asisis Panoramen sind fotorealistisch in einer Kombination von 3D-Computermodellierung, Fotografie und Malerei erstellt und sehr aufwändig recherchiert. Für Dresden hat er alte Stadtpläne ausgewertet, Canaletto-Bilder studiert und ist in ein rumänisches Dorf gefahren, um dort vom Kirchtum aus 200 Jahre alte und unveränderte Dächer zu fotografieren, die ähnliche Ziegel wie in Dresden verwendeten.
Zwei Wochen später waren Silvia und ich in Leipzig (hier einige Fotos) und besuchten das dortige Asisi-Panometer mit dem Bild Amazonien. Im Humboldt-Jahr (und passend zu Ecuador, auch wenn dieses Bild den brasilianischen Teil von Amazonien darstellt) gibt einem Asisi einen Eindruck vom Regenwald. Wie immer wird innerhalb von 15 Minuten ein kompletter Tag-Nacht-Zyklus dargestellt, von den Lichtverhältnissen über typische Geräusche bis hin zu einem Gewitter (man bleibt zum Glück trocken...). In der Begleitausstellung wird einem neben Humboldts Expeditionen auch die Einzigartigkeit der Pflanzen- und Tierwelt im Regenwald erklärt (alles Leben spielt sich in den Baumwipfeln ab), gesponsert u.a. von GEO und dem WWF. Auch wenn Silvia vom Panorama nicht sehr beeindruckt war ("Amorcito, ich kenne den echten Regenwald!"), fand ich die Ausstellung sehr interessant.
Das Panorama in Dresden wird noch ein paar Jahre zu sehen sein, die Ausstellung in Leipzig wechselt häufiger.
Sonntag, 12. Juli 2009
Das nächste Projekt...
Eine kleine Erdenbürgerin mit 21 Wochen
Nach der Rückkehr aus Vietnam beginnt nun bald mein nächstes Projekt, diesmal privat. Silvia und ich bekommen Ende Oktober Nachwuchs! Und es stimmt, was mir meine Kollegin Romy erzählt hat, die vor einem Jahr Mutter wurde: Mit einem Mal hat man einen ganz anderen Filter, den man früher nie richtig beachtet hat. Man beschäftigt sich mit der Frage, ob Beleg- oder normale Hebamme (den Unterschied kannte ich vorher gar nicht...), vergleicht die Krankenhäuser in der Umgebung, interessiert sich für Kinderwagenmodelle (Drei oder vier Räder? Oder gar sechs oder acht?) und verbringt die Wochenenden in Möbelhäusern und Babyläden. Der Arzt zeigt einem neben den klassischen Ultraschallbildern auch 3D-Aufnahmen (s.o.) und sogar 4D-Videos. Meine Mutter erzählt mir, dass es bei meiner Geburt noch nicht einmal Ultraschall gab...
Ansonsten habe ich jetzt Facebook entdeckt, und bleibe so mit meinen Kollegen und den Dolmetschern aus Vietnam, aber auch einigen Freunden aus Ecuador und Uganda in Kontakt. Hier der Link zum Fotoalbum aus Vietnam, die meisten Bilder kennt Ihr schon von diesem Blog, aber einige neue sind dabei.
Dienstag, 9. Juni 2009
Erster Tag im Büro
Auf dem Rückweg haben wir das Ozeaneum in Stralsund besucht.
Model-Pose in Swinemünde
Auf der Arbeit dann viele Berichte an die Kollegen im Büro und am Telefon. Auch habe ich einige Auswertungen abgeschlossen: eine Befragung vom Harvard-Business-School-Professor Chris Marquis und eine Bewertung für die Freiwilligen-Organisation ABV. Weitere Vorträge, ein Interview für eine Diplomarbeit, ein Treffen aller deutschen Teilnehmer beim IBM Deutschland Chef Martin Jetter, und Regional-Artikel für die IBM Berlin stehen noch an. Anbei einige zusammenfassende Gedanken, auch im Vergleich zu meinen Aufenthalten in Ecuador und Uganda:
- In vier Wochen kann man im seltensten Fall ein vollständiges Projekt durchführen, zumal man die erste Woche damit verbringt, die Kundenanforderungen mit den eigenen Möglichkeiten abzugleichen, und die letzte Woche für die Zusammenstellung der Dokumentationen und Abschlusspräsentationen benötigt. Aber man kann viele Themen anstoßen und den Kunden dazu bringen, über bestimmte Dinge nachzudenken und Diskussionen anregen. Diesen Anstoß haben wir erfolgreich geleistet und dabei eine ganze Themenpalette behandelt: von der Gestaltung der Webseite, der Wichtigkeit einer IT-Abteilung im Unternehmen (Datenverarbeitung) über ERP (Enterprise Resource Planning, der bekannteste Vertreter solcher Programme ist SAP) -Beratung und natürlich Projektmanagement bis hin zu Personalthemen wie Mitarbeitermotivation und -ausbildung, Finanzthemen wie Preiskalkulation bei schwankenden Rohstoffpreisen und Währungsschwankungen und Themen der Produktionsplanung haben wir eine breite Palette behandelt und viele kleine Verbesserungen ausgearbeitet. Insofern schätze ich die Zusammenarbeit als sehr fruchtbar ein, auch wenn man nicht ein einziges großes Projektergebnis, sondern viele kleine sieht. Das hat auch der Kunde durch sein großes Interesse bestätigt und den Wunsch, die Beratung zu verlängern. Es bleibt der Kontakt über e-Mail.Mein Kunde Herr Hien und Dung bei der Arbeit
- Es war für mich ein besonderes Erlebnis, mit so vielen interessanten und internationalen IBM-Kollegen zusammenarbeiten und -wohnen zu dürfen. New York, Toronto, Mailand, Paris, Kuala Lumpur, Pune bei Mumbai und Berlin liest sich nicht nur wie ein Who is Who der Weltstädte, sondern brachte auch die unterschiedlichsten Traditionen und Kulturen zusammen, vereinigt durch die einheitlich analytische Firmenkultur eines global integrierten Unternehmens. Jedes Teammitglied hatte herausragende Stärken, wir haben uns prima ergänzt und interessanterweise gab es nie ein Gerangel um Gruppenführung oder eine Lagerbildung.Das letzte gemeinsame Frühstück
- Durch unsere Dolmetscher hatten wir nicht nur fachlich eine ausgezeichnete Unterstützung, sondern bekamen durch ihr rührendes privates Engagement auch einen guten Einblick in die vietnamesische Kultur, von Karaoke über Koch- und Suppenkultur bis hin zu geführten Einkaufstouren über vielfältige Märkte. Auch die Gastfreundschaft unserer Kunden, die oft die ganze IBM-Gruppe zu sich nach Hause eingeladen haben, war überwältigend.Dung und ich beim Abschlussessen
- Für mich überraschend war die Unterbringung in einem westlich orientierten 4-Sterne-Hotel-Resort. Hier waren im Vorfeld anscheinend Sicherheitsauflagen der IBM ausschlaggebend, die einfache Hotels nicht erfüllen konnten. Das Hotel war zudem außerhalb der Stadt in einem Industriegebiet gelegen, so daß man vom Stadtleben nicht so viel mit bekam, wie man vielleicht wollte. Hier ziehe ich die Unterbringung in einer Gastfamilie wie in Ecuador oder Uganda vor, um das Landesleben im Land noch intensiver kennenzulernen. Aber dabei wäre dann der Teamgedanke auf der Strecke geblieben, der hier sehr wertvoll war.An der Hotelrezeption
Samstag, 30. Mai 2009
Saigon
Die letzte Station unserer Reise ist Saigon. Leider musste Mariano kurzfristig füher nach Mailand zurückkehren, so dass nur noch Matt und ich hierher gekommen sind. Saigon ist sehr verschieden vom Norden, moderner, kosmopolitischer, bunter. Hier leben z.B. auch Schwarze, die man in Nordvietnam nicht sieht. Die Straßen sind nicht so eng wie in Hanoi. Wir haben die zwei Tage aufgeteilt auf einen Tag Stadtbesichtigung (am beeindruckendsten war hier sicherlich das Kriegsrestemuseum und der ehemalige Präsidentenpalast von Südvietnam) und einen Tag Mekong-Delta. Hier ein paar Fotos:
Warum ich Vietnam so mag (eine Schulklasse will sich mit dem Riesen fotografieren lassen, danach nochmal mit jeder einzeln)
Kleine Welt: im Wiedervereinigungspalast des ehemaligen südvietnamesischen Präsidenten treffe ich ein Mädchen aus Singapur, die gerade in Berlin und Cottbus war (siehe Mütze)
Liebe Grüße vom Flughafen Hanoi, wo in 30 Minuten mein Heimflug nach Bangkok startet!
Mittwoch, 27. Mai 2009
Mittelvietnam
Da wir ab jetzt hauptsächlich als Touristen unterwegs sind, hier ein paar Fotos aus Mittelvietnam ohne weitere Kommentare:
Alltag in Vietnam III
Das Wort des Tages ist nón lá, das ist der typische vietnamesische Palmstrohhut. Interessanterweise heißt das vietnamesische Restaurant in der Grunewaldstraße bei mir um die Ecke in Berlin genau so, jetzt weiß ich was es bedeutet :-)
Kaffee
Alle waren wir uns einig, dass der vietnamesische Kaffee mindestens der zweitbeste Kaffee der Welt ist (nach Italien, die Einigung umfasst Mariano). Mit einem Alufilter wird er direkt über der Tasse oder dem Glas gebrüht, getrunken wird er mit einer sehr dicken und süßen Kondensmilch. Bestellt man in Vietnam einen einfachen Kaffee, dann bekommt man in nicht touristischen Regionen in der Regel ein Glas mit Kaffee und - Eiswürfeln! Also immer einen heißen Kaffee bestellen, wenn man das nicht will.
Blumen
Ich war in Vietnam immer für die Blumen zuständig, wenn wir zum Essen bei unseren Kunden eingeladen waren. Hier kauft man in der Regel keinen Strauß wie wir ihn in Europa kennen, sondern ein Blumengesteck. Das ist entweder als Körbchen (leichter zu tragen und abzustellen) oder als Strauß (kann man nirgendwo ablegen außer in einer Vase) möglich. In beiden Fällen ist das Innere des Gesteckes ein meist grüner, halb Ziegelstein großer Styroporbatzen, der zuerst mit Wasser begossen wird und das wie ein Schwamm aufsaugt. Beim Körbchen wird der Ziegel einfach reingelegt und dann die Blumen dort einzeln reingesteckt. Beim Strauß wird der Klumpen auf einen künstlichen Stiel gesteckt (der mit bunten Papieren geschmückt ist), und dann darauf die Blumen gesteckt, nachdem sie entsprechend kurz abgeschnitten wurden. Beides sieht sehr elegant aus, allerdings halten diese Gestecke wahrscheinlich nicht so lange wie Sträuße bei uns, da man das Styropor schwer mit Wasser nachbefüllen kann. Die Hotelangestellten waren immer begeistert, wenn ich mit den Sträußen vom Markt ins Hotel kam. Sie hielten mich für einen großen Kavalier. Also habe ich allen Angestellten am letzten Tag rote Rosen mitgebracht, um das Bild zu bestätigen...
Autokrank
Ich weiß noch nicht das beste deutsche Wort dafür, aber viele Vietnamesen sind autokrank (auf Englisch "car sick", auf Vietnamesisch "say xe"). Da sie von Kind auf an zwar Motorroller fahren, aber kaum Auto, wird ihnen beim Autofahren schlichtweg schlecht. Manche haben deshalb fast panische Angst vorm Autofahren, wie z.B. mindestens drei unserer sieben Übersetzer. Sie reisen nur mit dem Motorroller und meiden Bus- oder Taxifahrten. In einem Kleinbus auf der Cat-Ba-Insel haben wir Erbrochenes vorgefunden, gestern haben wir vor einem Wasserfall einen Schulbus gesehen, bei dem sich ein Mädchen aus dem Fenster heraus erleichtert hat. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass Vietnamesen in der Regel nicht so lange Reisen unternehmen, die meisten Nordvietnamesen waren z.B. noch nie in Saigon.
Schuhe
Wird man in Vietnam zu jemandem nach Hause eingeladen, so zieht man vor der Tür die Schuhe aus. Das gleiche gilt übrigens, wenn man eine Pagode oder einen Tempel besucht. Die meisten Vietnamesen tragen Sandalen oder Schlappen, privat oder zur Arbeit, manchmal sogar abends zum Ausgehen...
Montag, 25. Mai 2009
Abschied aus Haiphong
In der letzten Woche haben sich die Ereignisse so überschlagen, dass ich erst jetzt zum Berichten komme. Der Beginn der Woche war von unseren Abschlusspräsentationen und -dokumentationen geprägt, die wir alle für unsere Kunden vorbereitet haben. Meinem Kunden habe ich das dann am Mittwoch nachmittag präsentiert, es war ein Vortrag mit Vorschlägen für Aktionen und einer Erläuterung der gesammelten Dokumentationen. Mein Kunde war sehr zufrieden und hat bedauert, dass die Zeit schon um ist, da viele Themen nur angerissen werden konnten. Auch die anderen Kunden in diesem Programm hätten uns gerne verlängert...
Am Donnerstag haben wir dann abends nochmal alle Kunden, Dolmetscher, die Industrie- und Handelskammer und die australische Freiwilligenorganisation zum Essen und natürlich anschließend zum letzten Mal Karaoke eingeladen:
Am Freitag früh haben uns alle Dolmetscher im Hotel verabschiedet, bevor der Bus uns zum Transfer nach Hanoi abgeholt hat. Von den vielen Abschiedsfotos hier ein Gruppenbild mit Damen:
Die Dolmetscherinnen Huyen, Dung und Anh (hinten von links nach rechts) und deren Freundinnen Nhung und Nhung (vorne)
Damit ist die Mission erfüllt, von Hanoi aus brachen ein Teil ihre Heimflüge an, Shauna reist noch eine Woche durch China, während Mariano, Matt und ich eine Woche durch Vietnam ziehen. Unsere erste Station ist dabei die kaiserliche Stadt Hue nahe der ehemaligen Grenze (entmilitarisierten Zone) zwischen Nord- und Südvietnam.
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