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Sonntag, 29. Dezember 2013

Alltag in der Cloud: Bücher und Zeitschriften

"Papi, gehen wir heute in die Stadtbücherei?" fragte mich meine vierjährige Tochter, als ich sie kurz vor Weihnachten aus dem Kindergarten abholte. Ich war seit ca. 25 Jahren nicht mehr in einer Stadtbücherei gewesen. Damals gab es hinten Lochkarten mit dem Rückgabedatum im Buch, eine Strichliste zeigte an, wie oft das Buch schon ausgeliehen war und jede Ausleihe wurde auf Mikrofilm dokumentiert. Natürlich gab es Bibliothekare, die die Bücher ausgeliehen und zurückgenommen hatten. Mal sehen, was sich inzwischen verändert hat, dachte ich und ging also mit meiner Tochter in die Bücherei Steglitz im Einkaufszentrum "Das Schloss" um die Ecke.

Ich war positiv überrascht, die Bibliotheken sind wirklich im neuen (Cloud-)Zeitalter angekommen! Für 10€ Jahresgebühr (Kinder umsonst) bekommt man viel geboten: Bücher, Zeitschriften, Noten, DVDs, BluRays, CDs, um nur eine Auswahl an Medien zu nennen. Waren die Bücherkataloge früher Karteikästen, ist heute alles online in der Bücherei an den vielen Internetarbeitsplätzen oder von zu Hause aus recherchierbar, ebenso sind Verlängerungen und Vorbestellungen online möglich. (Spiegel-) Bestseller und neue DVDs/CDs werden einem an einem speziellen Ort attraktiv präsentiert, will man sie ausleihen muss man einen Bestseller-Zuschlag von 2€ pro Medium bezahlen. Es gibt viel Platz zum Lesen und Arbeiten in der Bücherei und sogar ein Café. Alle Medien und der Ausweis enthalten RFIDs (elektronische Etiketten, ähnlich den Diebstahlsicherungen im Kaufhaus), so dass Ausleihe und Rückgabe unbemannt am Automaten erfolgen können. Man legt die Bücher einfach übereinander auf einen Tisch und schon erkennt das System, was man ausleihen möchte. Mit dem Ausweis kann man auch die Schließfächer oder die Tür zur Toilette öffnen.
Onleihe: elektronische Bücher für viele verschiedene Systeme
Wer den Weg in die Bücherei nicht auf sich nehmen will, kann online im e-Book-Katalog nachschauen und immerhin schon auf ca. 15.000 Titeln in den unterschiedlichsten Formaten zugreifen. Hier kann man z.B. auch taz, Spiegel oder Zeit als rechtegeschütztes pdf mit Verfallsdatum (1h, 4h) herunterladen. Nach Ende der Ausleihdauer sind die Dateien nicht mehr lesbar.

Wow, ich war begeistert und werde mit meiner Tochter jetzt öfter mal in die Bücherei gehen...
Kindle-App für Android-Tablet
Nach diesem Exkurs ist wahrscheinlich klar, wofür mein Herz schlägt. Aber natürlich gibt es auch bei Büchern und Zeitschriften einige Cloud-Anbieter wie Google Books, Amazon Kindle oder Apples iBooks. Bei vielen Anbietern kann man sich außer den dort gekauften Büchern und Zeitschriften auch fremde Bücher im pdf- oder EPUB-Format in die Cloud hochladen. Und wie immer geht Google hier am weitesten und hat ganze Bibliotheken mit Millionen von Büchern eingescannt (dabei viele Prozesse führen müssen) und über Volltextsuche der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Bücher ohne Copyright kann man dann kostenlos lesen, die anderen kaufen.

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Alltag in der Cloud: Fotos

Ist man bei der Auswahl für einen geeigneten Foto-Cloud-Anbieter, stößt man schnell an die Grenzen der Gratis-Angebote. Ich habe z.B. Fotos und Kurzvideos von 75 GB. Das Telekom Mediencenter bietet 25 GB Speicherplatz kostenlos an, Google und Dropbox bis zu 15 GB. Nur ein Angebot speziell für Fotos sticht da heraus: Flickr bietet 1.000 GB (1 TB) kostenlosen Speicher an. Also habe ich mir dort einen Account eingerichtet. Doch schon beim Hochladen/Synchronisieren stieß ich bei Flickr auf Grenzen. Eine Ordnerstruktur ist hier nicht vorgesehen, es gibt nur Alben. Das Hochladen geht über Web-Interface, Synchronisierung mit dem Rechner ist nur über Software von Drittanbietern möglich. Alles sehr umständlich.
Google Foto-App auf dem Tablett: Suche nach "Cuenca" ergibt Treffer nach Geokoordinaten und Sehenswürdigkeiten (es gibt keinen Ordner namens Cuenca)
Dann habe ich mich wieder bei Google umgeschaut. Für knapp 5€ monatlich bekommt man bei Google Drive 100 GB Online-Speicher. Das reicht für meine bisherige Sammlung. Auf meinem PC synchronisiert sich die Fotosammlung nun automatisch mit der Cloud und ich kann mir meine Fotos online mit der Foto-App oder Google Drive anschauen:
  • über die in Google Drive abgebildete Ordner Struktur wie auf dem Rechner
  • über die Foto-App in Alben (Ordnername = Albumname),
aber am genialsten (klar, ist ja von Google) über die Such-Optionen:
  • alle Bilder werden automatisch nach Inhalten indiziert, bekannte Bauwerke wie der Eiffelturm oder das Brandenburger Tor werden erkannt, ebenfalls auf dem Bild auftauchende Schrift oder ca. 1.000 Standardobjekte wie Hund, Katze, Auto, zusätzlich werden Geo-Koordinaten ausgewertet. Bei Flickr kann man dagegen nur nach Tags und Datei- oder Albumnamen suchen.
Zusätzlich bietet die Foto-App ein Online-Fotoprogramm an, mit dem man einfache Bildverbesserungen und -bearbeitungen machen kann. Das Originalfoto geht dabei nie verloren. Über die Funktion Autoeffekte werden einem automatisch Vorschläge für bestimmte Effekte wie Schneefall, Filmserien aus Fotos oder Portrait-Zusammenstellungen gemacht.
Vergleich von Foto-Cloud-Anbietern (ohne Gewähr)
Fazit: Bei Foto-Speicher sollte man nicht nur den Preis pro Gigabyte, sondern auch die Komfort-Funktionen wie Suchoptionen und Fotosoftware vergleichen.

Mittwoch, 20. November 2013

Alltag in der Cloud: Musik

Vor fünf Jahren habe ich mir einen Plattenspieler gekauft. Ich fand es cool, ich liebe meine Platten und ja, es kommen immer noch manche neue Alben als LP heraus (mein letztes Album war "auch" von den Ärzten). Ich mag es, die (heutzutage) schweren Scheiben in der Hand zu halten und die teils aufwändigen Alben anzuschauen. Aber ich bin auch fasziniert von den Änderungen, die sich durch die Digitalisierung der Musik ergeben haben. Heute habe ich meine Musiksammlung (außer den Schallplatten) online bei Google Music, habe beim Autoradio den CD-Spieler noch nie benutzt und stattdessen ausschließlich mein Smartphone mit Bluetooth-Anbindung.

Google Music im Browser

Google Music bietet kostenlos Speicherplatz für bis zu 20.000 Lieder. Das sind mindestens 1.300 CDs oder 40 Tage ununterbrochene Musik. Meine Sammlung besteht aus 4800 Liedern, es gibt also noch genügend Luft. Musik höre ich auf folgende Arten:

  • Von einem beliebigen PC mit Lautsprechern und Internetanschluss über den Browser und Streaming
  • Vom Smartphone oder Tablet aus über Klinkenstecker- oder Bluetooth-Verbindung (zum Küchenradio, zur Stereoanlage, im Auto) mit Streaming (bei WLAN) oder lokal gespeicherte Musik.

Die Vorteile der Cloud sind hier:

  • Keine Sorgen mehr über kaputte CDs oder defekte Festplatten, die Sammlung kann man sich jederzeit wieder online herunterladen. Natürlich hat man nun aber die neue Sorge, dass man seinen Google-Account und Passwort nicht vergessen darf :-)
  • Die Browserlösung ist universell und unabhängig von allen PC- oder Smartphonebetriebssystemen.
  • Google analysiert (natürlich!) deine Musik auf dem Server. Bei einer Funktion namens Schnellmix suchst du dir ein Lied passend zu deiner Stimmung aus und Google erstellt eine Playlist mit ähnlichen Liedern. Funktioniert erstaunlich gut und ist eine Alternative zum gewohnten Zufallsgenerator.
Amazon (cloud player), Apple (iTunes Match), Microsoft (Xbox Music) und Ubuntu One bieten ähnliche Dienste an und kosten zwischen 25 Euro und 120 Euro im Jahr, teilweise mit kostenlosen Schnupperangeboten mit Werbung oder eingeschränkter Funktionalität.

Google Play Music App auf dem Smartphone

Wer noch einen Schritt weitergehen will, kauft sich seine Musik nicht mehr, sondern schließt ein Flatrate-Abo für meist 10€ im Monat ab. Dies gibt es bei unzähligen Anbietern wie Spotify oder Napster, bei Apple und Google allerdings derzeit nur in den USA.

Hier eine Kurzübersicht von bekannten Musik-Cloud-Anbietern aus einer Zeit, wo Google Music noch Beta war:

Original-Artikel dazu


Samstag, 9. November 2013

Die Cloud

Heute führe ich eine neue Welt ein in meine Weltensammlung, es ist die Cloud. Ein vielleicht schon sehr abgedroschenes Thema, aber für mich immer wieder spannend und eine der nächsten technischen Revolutionen, die unser Leben radikal verändert/verändern wird. Zur Einführung erstmal ein kurzes Video der ARD, das die Cloud erklärt:


Das Video zeigt die wichtigsten Punkte für den privaten Bereich:
  • Die Cloud ist Online-Speicher,
  • die Cloud sind Online-Programme, die man nicht installieren muss und von jedem Computer/Tablet/Smartphone vom Browser aufrufbar sind.
Vorteile
  • Man muss sich keine Gedanken mehr über Datensicherung machen. Geht die Festplatte kaputt oder kauft man sich einen neuen PC, spielt man die Dateien (wenn man sie überhaupt lokal haben möchte) einfach aus der Cloud wieder zurück.
  • Egal wo man ist, mit einer Internet-Verbindung hat man jederzeit Zugriff auf all seine Daten und Medien (Fotos, Musik, Videos, Bücher, E-Mails).

Nachteile

  • Das Ganze steht und fällt mit einer schnellen Internet-Verbindung möglichst ohne Volumen-Begrenzung. 
  • Datenmissbrauch (z.B. durch Geheimdienste) ist nicht auszuschließen.
  • Übersteigt man das Gratis-Volumen des Anbieters, hat man regelmäßige Kosten.
Ich benutze die Cloud inzwischen für Daten, Musik, Fotos und Videos, E-Mails, Kalender, Adressbuch und Notizen. In den nächsten Artikeln möchte ich Möglichkeiten in den einzelnen Bereichen vorstellen. Wie sieht es mit Euch aus, wo benutzt Ihr die Cloud schon?

Samstag, 26. Oktober 2013

Chef, wir müssen reden

Über sechs Jahre nach Ende meines Sabbatjahres holen mich die Erinnerungen wieder ein. Vor einem Jahr schrieb mich Alexander Reeh, ein junger Mann mit beeindruckender Vita aus München an. Er wolle ein Buch über Aussteiger herausgeben und sei auf mich über dieses Blog gekommen. Ob ich einen Bericht für das Buch schreiben wolle? Natürlich habe ich spontan noch am gleichen Abend zugesagt! Den Bericht habe ich dann standesgemäß während des letzten Ecuador-Aufenthaltes im Dezember/Januar geschrieben.



Das Buch ist ein bunter Blumenstrauß von fast 40 (!) Auszeiten, ergänzt um eine medizinische Betrachtung (Burnout-Prävention) und viele praktische Tipps zur Planung einer Auszeit. Wer das Buch liest, wird träumen, was ihm in seinem Leben noch wichtig ist.

"Chef, wir müssen reden" von Alexander Reeh ist gerade im Druck und wird Mitte November erscheinen.

Montag, 28. Januar 2013

Wahlkampf und Abschied

Pailon del Diablo
In Ecuador ist gerade Wahlkampf, ein neues Parlament und ein Präsident werden am 17. Februar gewählt. Den Prognosen zufolge liegt der aktuelle Präsident Rafael Correa derzeit bei beiden Wahlen vorne. Über die Programme der einzelnen Parteien und Bündnisse erfährt man als Außenstehender recht wenig. Selbst die meisten Ecuadorianer wissen nichts darüber. So beschränkt sich der Wahlkampf darauf, die Fotos der Abgeordneten- und Präsidentschaftskandidaten zu zeigen mit dem Aufruf vota todo lista xy (alle Stimmen für Liste xy) und Wahlgeschenke (meist Armbänder) zu verteilen. Insofern hat sich seit meinem letzten Artikel 2006 wenig verändert. Rosas Schwiegertochter kandidiert diesmal als Abgeordneten-Stellvertreter. Gewählt werden nämlich immer Paare, wenn der Abgeordnete verhindert ist, springt sein Stellvertreter ein. Das Abgeordneten-Gehalt beträgt hier 6.000 US$ im Monat, das mehr als Zehnfache eines Durchschnittslohns. Davon gehen 75% an den Abgeordneten und 25% an seinen Vertreter. Interessant finde ich, dass viele Ecuadorianer hier ungefragt offen erzählen, wen sie wählen werden, ein Taxifahrer z.B. den amtierenden Präsidenten (und dabei zählt er die ganzen Errungenschaften auf, die in der Vergangenheit unter Correa erreicht wurden). Andere wählen ihn nicht, sind politikverdrossen und der Meinung, die Regierung wolle sich immer nur bereichern .

Das größte Wahlplakat Puyos in Rosas Vorgarten, links der Abgeordnetenkandidat, rechts die Schwiegertochter
Unser Urlaub nähert sich dem Ende, und so passte es gut, dass an unserem letzten Wochenende hier gleichzeitig das Dorffest von San Francisco stattgefunden hat. Silvias Eltern haben ihr Schwein schlachten lassen (kostet 10$), es wurde auf der Veranda aufgehangen und dann mit Messern, Machete und Beil zerteilt. Das Fleisch wurde gegrillt und gebraten (Fritada). Natürlich war die ganze Familie mit Tanten und Kusinchen da.

Das geschlachtete Schwein
Beim Fest wurde tagsüber Fußball und Ecuavoley (Volleyball drei gegen drei) gespielt, eine Band sorgte für Musik und abends wurde zu Latino- und Discomusik im Freien auf dem Volleyballfeld getanzt. Hier gab es das gleiche Bild wie auch in Deutschland: die Frauen tanzen, während die Männer am Rand sitzen und Bier trinken. Leider hat es um Mitternacht so stark geregnet, dass wir nebenan (also nach Hause) ins Bett gegangen sind. Die Musik ging aber bis in den frühen Morgen weiter, und gegen 06:00 früh marschierte die Band wieder durch das Dorf. Am Sonntag haben wir dann mal wieder einen Auflug zum Wasserfall Pailon del Diablo unternommen, den wir diesmal über eine neu gebaute Hängebrücke von der anderen Seite gesehen haben.

Pailon del Diablo
Rio Verde

Dienstag, 15. Januar 2013

Ecuador, Land der Kontraste

Baños, Café del Cielo (Himmelscafé)
Wir kommen gerade von einer Woche Urlaub zurück und sind mit Mietwagen nach Tena und Misahualli in den Urwald, Papallacta in den Bergen, nach Cuenca und zu den Inkaruinen von Ingapirca gefahren. Wir beginnen die Reise im Urwald in Puerto Misahualli, freilaufende Affen begrüßen uns. Mit einem Kahn machen wir einen Ausflug auf dem gleichnamigen Fluss und besuchen ein Naturmuseum, ein Schamane führt uns herum und erklärt uns die Anwendung der Pflanzen als Heilmittel. Bei einem zweiten Halt wird uns ein Indio-Dorf vorgestellt, die Herstellung von Chicha (Yuca-Bier, das früher zur Fermentation mit Speichel versetzt wurde, heute setzt man dafür das pflanzliche Enzym Camote ein) gezeigt und ein Tanz aufgeführt.


Rio Misahualli
Wir übernachten in Tena in einem Hotel mit riesigen Zimmern und versuchen am nächsten Morgen für Kusinchen ein paar Socken für die Reise zu kaufen. Die Verkäufer schütteln den Kopf, wozu braucht man hier Socken? In ganz Tena gibt es keine zu kaufen. 2,5 Stunden später sind wir in Papallacta auf 3.300 m Höhe angekommen und bekommen zum Mittag- und zum Abendessen jeweils einen Schnaps, gegen die Kälte und die Höhe. In dem Dorf gibt es bunte Badeanzüge zu kaufen (wir kaufen einen für Silvias Mutter), Socken immer noch nicht. Nachts schlafen wir im unbeheizten Hotel mit 5 Decken übereinander. Die Thermen sind toll, eingebettet in einem Hotel-Wellness-Komplex (Zimmer für 139$ die Nacht, wir hatten ein anderes Hotel in der Nähe) liegt man in 40-50°C warmen Becken, zur Abkühlung kann man sich direkt in den durch das Tal und die Thermen fließenden Gebirgsbach legen. Laut Dumont-Reiseführer sind es die vielleicht schönsten Thermen Südamerikas, die Anfahrt zu dieser Attraktion erfolgt aber über mehrere Kilometer unbefestigte und staubige Straße, nicht nur die Einwohner von Papallacta verstehen das nicht.

Papallacta
Die Inkas hatten Teile von Ecuador bis Quito gerade erst erobert (1471), als schon die Spanier kamen (Pizarro, 1533) und den letzten Herrscher des Inkareiches Atahualpa erdrosselten. Aus diesen 60 Jahren gibt es nur wenig Artefakte in Ecuador, die bekannteste Ausnahme ist die Festung Ingapirca. Sie wurde von den Inka-Vorgängern Cañari gebaut und war vermutlich eine Kultstätte für den Mond. Die Inkas übernahmen sie (und ersetzten den Mond- durch einen Sonnenkult) und benutzten Ingapirca gleichzeitig als Durchgangsstation auf ihrer legendären Andenstraße von Cuzco nach Quito. Ingapirca war damals vermutlich viel einfacher zu finden als heute, wo es 17 km von der Panamericana entfernt liegt. Wir sind ca. eine Stunde herumgeirrt, da eine von zwei schlaglochreichen Zufahrtsstraßen gesperrt war und uns die Umleitung und die Auskünfte der Einheimischen immer wieder im Kreis geführt haben.

Ingapirca
In Cuenca ziehen jedes Jahr von Heiligabend bis in den Januar hinein die Kinder zum Pase del Nino Viajero durch die Stadt. Bei diesen religiösen Umzügen wird die Ankunft des Jesuskindes gefeiert, die Kinder tragen bunte Seidengewänder und reiten dabei nicht selten auf Pferden.

Cuenca, Pase del Niño
Die Hauptstraßen in Ecuador sind in einem sehr guten Zustand und wurden in den letzten Jahren sehr gut ausgebaut. Trotzdem muss man sehr wachsam fahren und immer mit allen Eventualitäten rechnen. Wir haben in der einen Woche erlebt:
  • Ein betrunkener oder eingeschlafener Geisterfahrer, der uns nur um Haaresbreite nicht gerammt hat,
  • ein quer über die Straße rollender Reifen,
  • sich auf der Landstraße sonnende Jugendliche,
  • auf einer zweispurigen Landstraße kommt uns ein Lastwagen entgegen, der von zwei Autos - nebeneinander - überholt wird,
  • Steine und Geröll auf der Fahrbahn,
  • geologisch verformte Fahrbahnen,
  • über die Straße hängende Leitungen eines umgestürzten Telefonmastes,
  • Hunde auf der Fahrbahn (meist noch lebendig, aber nicht immer),
  • ein betrunkener Fußgänger, der vom Mitteltreifen plötzlich auf die Fahrbahn wankt.
Manchmal wird man beim Autofahren auch einfach nur vom seltenen wolkenfreien Anblick des Chimborazo  abgelenkt
In "Die Vermessung der Welt" besteigen Humboldt und Bonpland den Chimborazo in Ecuador. Es ist der höchste Berg der Welt, wenn man vom Erdmittelpunkt aus misst.
9 Uhr abends auf dem neuen Spielplatz von Puyo, Melissa auf der mittleren Schaukel

Donnerstag, 3. Januar 2013

Weihnachten und Silvester

Gruppenbild mit Pute und Weihnachtsmützen
Weihnachten haben wir in San Francisco gefeiert. Am Sonntag, dem 23.12. kamen Silvias Tanten und Kusinchen zu Besuch. Es gab Hackfleischrollbraten (von Kusinchen mitgebracht) und Schweinebraten (Hornado) von Tante Mercedes und Tante Rosa. Heiligabend war dann nur der "kleine Kreis" mit immerhin noch 14 Personen mit der engen Familie da. Hier haben wir uns Truthahn liefern lassen (und bei der Internetrecherche eben habe ich festgestellt, dass Truthahn und Pute praktisch dasselbe ist: Truthahn ist das Männchen, Pute das Weibchen). Klassisch wird erst gegen 22:00 / 23:00 aufgetischt, um Mitternacht folgt dann die Bescherung. Für Melissa haben wir das etwas vorgezogen. Sehr amerikanisch (wir sind ja auch in Amerika :-) ) haben wir Weihnachtsmützen angezogen (die übrigens auch gerne an der Supermarktkasse getragen werden). Statt eines Bunten Tellers gab es ein Bonbon- und Kekstütchen für jeden, was Amparo verschenkt hat. Amigo Secreto war sehr lustig, da die Geschenke nacheinander persönlich überreicht wurden.

Silvesterpuppen in Ecuador
Wer ist dieser kleine Clown?
Silvester waren wir dann bei Rosa in Puyo. Es gibt hier ungewöhnliche Silvesterbräuche: Es werden lebensgroße Puppen gebastelt, oft mit einem Pappschild kommentiert und dann vor die Tür auf die Straße gestellt. Die dargestellten (überwiegend Männer) sind meist Politiker oder Sportler, die sich im vergangenen Jahr profiliert haben (meist negativ, aber auch positiv) und erinnern damit entfernt an unsere Karnevalsfiguren. Um Mitternacht werden diese viejos (von año viejo, altes Jahr) dann auf der Straße verbrannt. Sehr beliebt dieses Jahr war z.B. Vizepräsidentschaftskandidat Jorge Glas, der Teile seiner Doktorarbeit kopiert haben soll. Die Politik gleicht sich doch weltweit... Gleichzeitig sieht man als Witwen verkleidete Männer, die auf den Straßen Schranken aufbauen und Wegezoll für ihre toten Männer (die Puppen) verlangen.

Wegezoll (Video)

Zu guter Letzt gibt es überall Masken und Perücken zu kaufen, mit denen man auf die Party geht. Die Party spielt sich bis Mitternacht auf den Straßen ab, es ist ja warm und man schaut sich die Puppen an. Um Mitternacht dann Anstoßen (der Sekt hier schmeckt ungenießbar süß), Anschauen der brennenden Puppen und Feuerwerk, danach besucht man eventuell Verwandte in der Nähe, die Familie von Diegos Frau (Rosas Schwiegertochter) kam z.B kurz vorbei. Und dann geht man zum Tanzen bis zum Morgengrauen. Letzteres konnten wir mit Melly nicht machen, worauf sie vor dem Einschlafen sagte: "Ich bin noch nicht müde, ich will noch tanzen!" Typisch Latina halt. Fünf Minuten später war sie eingeschlafen...

Teufelchen Amparo und Rosa