Kommen wir nun zum Warten: Gestern war der dritte Tag unseres Hochzeitskurses, haette zumindest sein sollen. Wir hatten uns erst lose fuer vier Uhr nachmittags verabredet, das dann am Vormittag nochmal telefonisch bestaetigt. Der Kurs dauert immer zwei Stunden und da wir Melissa nicht viel laenger als drei Stunden ohne Silvia lassen koennen (sie wird noch gestillt), haben wir alles geplant: Silvias Schwester Irma kam als Babysitterin extra aus Ambato angereist, Melissa wurde um kurz vor vier noch einmal in Baños gestillt und dann Irma mit nach Hause (San Francisco) mitgegeben. Um vier erfahren wir dann im Hotel des Kursehepaares von der kleinen Tochter, dass wir um fuenf wiederkommen sollen, der Vater haette noch was zu erledigen. Nun war das nicht das erste Mal, beim letzten Kurs schon kam Ivan (so heisst er) eine halbe Stunde zu spaet, und das andere junge Hochzeitspaar erzaehlte uns, sie haetten mitunter zwei Stunden auf den Kursbeginn warten muessen. Das geht natuerlich nicht, wenn Melissa auf Mamis Milch wartet, und das wusste Ivan auch. Also ist uns ein bisschen der Kragen geplatzt und wir haben uns ueber diese Unzuverlaessigkeit beschwert, worauf gleich Ivans Frau aus einem Nebenzimmer herbeigelaufen kam, aber trotz zwei eigener Kinder nichts Schlimmes an dieser Situation sah. Im Gegenteil wurde sie noch frech. Eigentlich wollten wir jetzt gleich wieder nach San Francisco fahren und nicht eine Stunde auf den Beginn warten. Aber Silvia hatte eine bessere Idee: wir sind zur Kirche in Baños gegangen, haben uns beschwert und gefragt, ob wir den Kurs wechseln koennen, da das Ehepaar offenbar keine Zeit fuer den Kurs haette. Ein Wechsel waere nur moeglich gewesen, wenn wir bei einem anderen Paar wieder bei Null anfangen, also haben wir (bzw. Silvia) uns weiter bis zum obersten Kirchenrat von Baños beschwert. Schliesslich wurde uns erlaubt, den Kurs nicht in Baños, sondern bei dem Pastor aus der Nachbargemeinde Puyo, der uns auch traut (weil der Pastor von Baños zwar unheimlich nett ist, aber nie Zeit hat), durchfuehren zu duerfen. Dieser Pastor scheint uns sehr viel entspannter in Bezug auf den Hochzeitskurs, er sprach z.B. gar nicht von einem Kurs, sondern nur von einer "conferencia", also einem einmaligen, kurzen Treffen. Wir sind gespannt, wie es weitergeht.
Wie steht es eigentlich mit der Beziehung von Maennern und Frauen zu Babys hier in Ecuador? Zuerst einmal ist mir aufgefallen, dass Frauen hier ein sehr viel innigeres Verhaeltnis zu Babys haben als Maenner. Melissa wird von fast jeder Frau aus der Familie erst einmal in/auf den Arm genommen, und Silvias Schwestern Irma und Amparo in Berlin wickeln Melissa wie selbstverstaendlich. Maenner geben Melissa meist ihren Zeigefinger zum Spielen und wenden sich bald wieder ab. Beim Wickeln bin ich der einzige Mann bisher. Auch auf den Strassen sieht man hier selten Maenner, die ein Kind auf dem Arm haben. Aehnlich bei den Indios: die Frauen sind fuer die Kinder zustaendig und tragen selbst groessere Kinder (2 Jahre) in einem Tuch quer auf dem Ruecken. Durch diese Aufgabentrennung wird verstaendlich, dass Frauen hier immer nur "mi hijo/a" (mein Sohn/Tochter) sagen, aber nie "nuestro hijo" (unser Sohn), selbst wenn der Mann direkt daneben steht. Kinderwagen sieht man kaum, die Buergersteige und Staedte sind auch nicht darauf ausgerichtet: oft sehr eng, versperren Geschaefte oder Strommasten noch zusaetzlich den Weg.
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