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Freitag, 1. Mai 2009

Alltag in Vietnam I

Zu unserem Ausflug in die Ha-Long-Bucht hier ein selbsterklärendes Video:


Wir sind mit mehreren Booten herumgefahren, auf einem haben wir übernachtet, es war wunderschön! Das Wort des Tages ist long (wobei das "ng" mit geschlossenem Mund gesprochen wird und eher wie ein "m" klingt) und heißt Drache. Die Ha-Long-Bucht ist der Sage nach entstanden, als ein Drache die Berge herabgestiegen ist und dabei mit seinem Schwanz die Felsen zerschlagen hat. Hinterher stieg das Meer an und läßt heute nur noch die Spitzen der Felsen herausgucken. Der Drache kommt auch im Namen meines Kunden vor (Van Long). Doch nun möchte ich mal was über den vietnamesischen Alltag berichten:

Mangrovenfischer

Rechtsprechung bei Verkehrsunfällen

Ganz so harmonisch fließend ist der vietnamesische Verkehr doch nicht, zumindest nicht am verlängerten Nationalfeiertagswochenende. Auf dem Weg nach Ha Long hat unser Bus auf einmal eine Moped-Fahrerin umgefahren. Zum Glück war nicht viel passiert, außer ein paar Schrammen gab es keine offensichtlichen Verletzungen. In Vietnam wird bei so etwas nicht die Polizei gerufen, sondern es bildet sich eine große Menschenmenge um die Unfallbeteiligten und diskutiert lautstark den Unfallhergang. Nach anfänglichen Beschuldigungen, der Busfahrer sei schuld, setzte sich dann doch die Meinung durch, die Mopedfahrerin habe ohne zu schauen die Spur gewechselt. Schließlich holt der Busfahrer doch sein Portemonaie heraus und zahlt dem Unfallopfer 200.000 Dong, schließlich hat er reiche westliche Touris an Board. Das sind ca. 9 Euro.

Diese Position ist mir bequemer als die Sitzhocke (Ha-Long-Bucht)

Sitzhocke

Man sieht die Vietnamesen (genauso übrigens die Ugander) oft in der Hocke ausruhen, und zwar mit flachem Fuß (Fersen auf dem Boden!). Das Gesäß schwebt dabei ca. 10 cm über dem Boden. Ein normaler Mitteleuropäer kippt in dieser Haltung nach hinten um. Tipp: Zum Üben die Arme als Gegengewicht möglichst weit nach vorne strecken!

Sitzhocke (unten links, Bild aus dem Hoa-Lo-Gefängnis Hanoi)

Mittagsschlaf

Vietnamesen arbeiten oft von 07:30-11:30 und von 13:00-17:00. Dabei wird die lange Mittagspause mit einem Nickerchen abgerundet. Einigen unserer Volontäre steht dafür ein eigener Raum zur Verfügung (mir auch), einer Team-Kollegin sogar ein eigenes Bett.

Schmuck zum Nationalfeiertag
Sozialismus

Vietnam ist eine Sozialistische Republik. Das merkt man eigentlich kaum, es gibt hier zwar kein McDonald's, dafür aber Kentucky Fried Chicken, IBM, Nokia und Coca-Cola. Nur ab und zu sieht man mal ein rotes Banner über der Straße, oder auch bei meinem Kunden in der Fabrik. Da stehen dann kommunistische Parolen drauf.

Parole der Partei
Religion

Der Großteil der Vietnamesen hat in seinem Pass unter Religionszugehörigkeit stehen: "keine". Nur Katholiken (ca. 10%) geben ihre Religion an. Der Rest sucht sich das Beste aus Daoismus, Konfuzianismus und Buddhismus aus und verbindet das mit dem Ahnenkult: so wird auf dem Grab der Vorfahren zum 1. und 15. des Mondmonats alles Mögliche geopfert (verbrannt), was keiner Lehre entspricht, aber den Menschen (und damit auch den Ahnen) gefällt: Bier, Schweinefleisch, Kleidung, Papierfiguren (die z.B. ein Auto darstellen) und symbolische Geldscheine. Der Geburtstag der Vorfahren mag manchmal unbekannt sein, der Todestag aber nie. An dem trifft sich jährlich die ganze Familie. Wenn das Grab der Vorfahren nicht mehr bekannt ist, muss ein Wahrsager bemüht werden, der einem bei der Suche hilft.

Ahnenaltar in einer Tropfsteinhöhle

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