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Mittwoch, 29. April 2009

Entwicklungshilfe?

Dung übersetzt mir gerade das Organisationsdiagramm auf ihrem Laptop

Gestern war mein erster richtiger Arbeitstag beim Kunden, es ging um 9:00 los mit einer Besprechung im lederbestuhlten, mit Klimaanlage und Beamer versorgtem Meetingsraum, der für die nächste Zeit mein Arbeitszimmer sein wird. Das gesamte Management und die Administration der Firma kam zusammen, und beim Zeigen des Organisationsdiagramms bemerkte ich, dass mein Ansprechpartner gar nicht der Direktor der Fabrik, sondern "nur" der Produktionsdirektor ist. Ein Mitarbeiter sprach mich in fließendem, akzentfreiem Deutsch an, er hat es vier Jahre lang auf der Schule gelernt, war aber noch nie in Deutschland. Seine Eltern wohnen in Nürnberg. Dann begann ich die Einzelinterviews mit dem Produktionsplaner, mit meinem Produktionsdirektor und der stellvertretenden Direktorin. Schon bald wurde mir klar, dass ich es hier nicht mit einer hoffnungslos rückständigen Fabrik in einem Entwicklungsland zu tun habe, sondern mit einer gut funktionierenden Firma, die nach modernsten japanischen Managementmethoden geführt wird: 5S-Methode, ISO-9001-Zertifizierung, ausgeklügelste Excel-Tools zur Planung der Produktion, WLAN und Zugang zum Internet. Mr. Hien hat einige Zeit in Japan gearbeitet und diese Methoden mitgebracht. Uff, was soll ich hier noch verbessern? Die Mitarbeiter haben mich ausgequetscht zu Fragen wie strategischer Planung, wie baut man sich einen Markennamen auf, Geschäftsmethoden in Deutschland, ERP- (also z.B. SAP), SCM- und CRM-Systemen usw. Die Projekte meiner Teamkollegen sind zumeist von den Kunden nicht so gut vorbereitet und durchorganisiert, das hat mir auch Dung erzählt im Vergleich zu ihrem letzten Dolmetschereinsatz im März bei der Vorgruppe. Zum Glück hat uns IBM vorher mit dem SME-Toolkit, einem Online-Handbuch mit Tipps für die Führung von kleinen und mittleren Unternehmen, ausgestattet, das uns allen eine große Hilfe ist. So haben Dung und ich heute nicht beim Kunden, sondern im Hotel verbracht und haben den Fragenkatalog des Kunden mit Dokumenten aus diesem Handbuch verknüpft (ich auf Englisch auf meinem Laptop und sie auf Vietnamesisch auf ihrem).

Schlangenwein, eine vietnamesische Spezialität

Nach so viel Herausforderungen und neuen Eindrücken in unseren ersten Tagen hier kommt es uns nun sehr gelegen, dass die Woche mit zwei Feiertagen endet: am morgigen Donnerstag ist der Tag der vietnamesischen Wiedervereinigung (1975 nach dem Abzug der Amerikaner) und am Freitag ist ja weltweit der Tag der Arbeit. Wir werden das verlängerte Wochenende nutzen und eine 2-tägige Bootsfahrt durch die Halong-Bucht (Weltkulturerbe und vietnamesischer Kandidat für die 7 Weltwunder der Neuzeit) unternehmen, wenn wir noch eine Unterkunft finden mit anschließender Übernachtung auf der Cat-Ba-Insel. Das Wort des Tages ist dzo!, prost!

Typisches vietnamesisches Essen, serviert auf einem ca. 10 cm hohem Alutisch, gegessen wurde auf dem Boden sitzend. Der Teller steht in der Mitte für die ganze Gruppe, jeder nimmt sich dann mit Stäbchen was in seine eigene kleine Schüssel (Bild von Mariano, danke!).

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