Unser Team in Haiphong vorm Hotel: (von oben links nach unten rechts) Mariano (I), Ida (My), ich (D), Sukanya (Ind), Shauna (Can), Jean-Michel (F) und Matt (USA)
Seit Sonntag sind wir in unserem eigentlichen Einsatzort Haiphong angekommen. Wir haben von der Stadt zwar noch nicht so viel gesehen (unser Hotel liegt etwas außerhalb an einer Schnellstraße), dafür aber schon unsere Dolmetscher (gestern) und Kunden (heute) kennengelernt. Ja, wir arbeiten hier mit Dolmetschern (englisch-vietnamesisch), da die meisten unserer Kunden kein Englisch sprechen. Die Dolmetscher sind alle Studenten aus dem letzten Studienjahr eines vierjährigen Sprachstudiums und können nach der Prüfung entweder als Übersetzer/Dolmetscher oder als Lehrer arbeiten. Die Zuteilung der Studenten erfolgte wie beim "Speeddating": Jeder von uns unterhielt sich mit jedem der Studenten für ein paar Minuten und dabei haben wir herausgefunden, wer am besten zueinander passt. Wir Europäer haben dabei die erfahrenen Dolmetscher bekommen als die Englisch-Muttersprachler aus USA, Kanada, Indien und Malaysia. Meine Dolmetscherin heißt Dung (sprich etwa "Sum"), ist 23, jüngste von drei Schwestern und lebt wie fast alle Vietnamesen (selbst oft die Verheirateten) mit ihrer Familie zusammen.
Heute trafen wir zuerst alle Kunden gemeinsam in der Haiphonger Industrie- und Handelskammer und hatten dann einen ersten Besuch bei unseren Kunden. Mein Kunde ist Herr Mai Xuan Hien, 35, verheiratet, zwei Kinder (3 und 10 Jahre alt). Er hat lange in Japan gearbeitet, seit 10 Jahren jetzt in Vietnam in der Kunststofffabrik Van Long Ltd., die PET-Flaschen, Autobatteriegehäuse und Motorölflaschen herstellt. Die Rohstoffe dafür (ein Kunststoffgranulat) kommen unter anderem von BASF aus Deutschland ("Sehr gute Qualität, aber teuer!"). Er möchte als Geschäftsführer so viel wie möglich von mir wissen, über ERP-Systeme (z.B. SAP) bis hin zu Vorschlägen zu seinen Unternehmensbereichen Personal, Produktion, Buchhaltung und Marketing. Er hat einen 5-seitigen Fragenkatalog und Wochenplan für die 4 Wochen erstellt, den Dung jetzt als Erstes übersetzen wird. Ich bin gespannt. Ansonsten war es heute sehr kurz, er hat uns (Sum und mich) noch zum Mittagessen eingeladen und alles weitere wird dann morgen erfolgen. Ida aus Malaysia ist ebenfalls früh zurückgekommen, ihre Kundin hat sich kurz gehalten, da heute der dritte Tag des Mondkalenders ist, es bringt Unglück, wenn man da ein wichtiges Geschäft abschließt oder ein Projekt beginnt. Glücks- und Unglückstage (und -Zahlen) sowie Horoskope spielen wie in China auch in Vietnam eine große Rolle.
Ich möchte mich nicht immer wiederholen, aber auch in Vietnam hatte ich schon (wie in Ecuador und Uganda) die bekannten Filmstargefühle: In Hanoi waren die Kinder über meine und Marianos (Italien, 1,93m) Größe so erstaunt, dass sie lachend mit der Hand ihre und unsere Größen verglichen, in Ho Chi Minhs ehemaligem Wohnhaus wollten uns Frauen unbedingt berühren und heute früh joggten Matt, Shauna, Jean-Michel und ich um 6:30 die Straße (zwischen Mopeds, Autos und Fahrrädern) entlang und waren natürlich DIE Attraktion (auf welche verrückten Ideen die Ausländer auch immer kommen...).
Das Wort des Tages ist cá kho (sprich etwa kacho), mein Mittagessen heute, ein sehr leckerer und hier typischer Fisch, den mir Dung nicht auf Englisch übersetzen konnte. Meine Wikipedia-Recherche ergab, dass es wahrscheinlich Stockfisch (getrockneter Kabeljau) ist, oder einfach auch der Name für dieses typische Gericht.
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