Die Brautjungfern (unter den Kopftuechern versteckt die am naechsten Tag praesentierten Frisuren) vergnuegen sich auf dem Kasiki des Braeutigams
Gestern hat sie nun statt gefunden, die seit drei Monaten in aufwaendig geplanten Treffen vorbereitete Hochzeit von Florence Favor und John Bosco. Dem voraus gingen zwei Kasiki, das sind die Junggesellenabschiede der Braut und des Braeutigams. Jede dieser drei Veranstaltungen bestand zum Grossteil aus:
- einem grossen ugandischen Buffet-Essen,
- einem oder mehreren Party-Zelten mit Reihen der hier universell verwendeten weissen Plastikstuehle,
- einem DJ, der afrikanische und internationale Musik auflegt
- und vorher einer Messe, Gebeten bzw. dem Hochzeitsgottesdienst.
Ich wohne ja im Haus der Brautfamilie, das die letzte Woche ueber taeglich voller wurde: die Schwestern (und Brautjungfern) Lydia und Carol kamen aus dem Internat / der Uni zurueck, das neben Maria zweite Blumenmaedchen Princess wurde mit einquartiert und jede Menge anderer Jungfern, Kinder und Helferinnen.
Carol und Lydia verpacken in der Hektik des Hochzeitstages noch schnell ein Geschenk
Am Freitag morgen kommen dann zwei Friseusen und bauen im Wohnzimmer einen Salon auf: mit Trockenhaube und einem grossen Buendel der hier bei den Damen so beliebten schwarzen (oder braunen) Kunsthaare, die in die Zoepfe oder die Frisur eingeflochten werden. An diesem Tag werden alle Damen (Mutter, Brautjungfern, Blumenmaedchen) gestylt, am naechsten Tag dann die Braut selbst. Letztere ist immer noch etwas schwach, sie hatte sich gerade von einer Malaria-Atacke erholt, als sie mit Kopf- und Nackenschmerzen in der Woche vor der Hochzeit fuer eine Nacht ins Krankenhaus gebracht wurde.
Gruppenbild der Familien der Brautpaare nach der kirchlichen Hochzeit.
Am Samstag frueh kommt dann noch ein Mann fuer die Mani- und Pedikuere aller Damen vorbei, in Uganda wird dieser Service komischerweise hauptsaechlich von Maennern angeboten. Waehrend die Frauen sich fein machen, gehe ich ins Internet-Cafe und drucke noch schnell eine Nachricht von Steve aus Berlin fuer seine Schwester aus, die auf der Hochzeit vorgetragen werden soll. Wieder zurueck, fragt mich Steves Mutter, ob ich eigentlich einen Kanzu haette. Ein Kanzu ist das traditionelle weisse Maennergewand in Uganda, ueber dem man ein Jacket traegt. Vorher wurde mir immer gesagt, fuer eine Hochzeit braucht man das nicht, aber ich finde die Idee gut und lasse mir einen Kanzu des Vaters geben.
Auf der Hochzeitsfeier am Lido-Strand mit meinem massgeschneiderten Jacket und dem traditionellen Kanzu
Dann warten wir auf die Autos, die uns zur Kirche bringen: Die Braut und die Brautjungfern in zwei dunklen Limousinen (ein Toyota, klar, und, Ueberraschung, ein BMW), die Familie in einem Taxi-Bus, den einer der Gaeste als Spende fuer die Hochzeit kostenlos zur Verfuegung stellt. Als wir abends wieder heimkehren, wollen die Taxifahrer Geld fuer den Service haben, sie wissen nichts von einer Spende. Der Spender (ihr Chef) selbst ist telefonisch nicht erreichtbar, legt auf, sobald er die Stimme von Steves Mutter hoert. Wir sind nur bereit, wie vereinbart das Benzingeld, nicht das Auto selber zu bezahlen.
Die Hochzeitstorte besteht aus lauter Bandas, den ugandischen Huetten.
Die Hochzeit findet zuerst in einer Kirche in Entebbe statt, danach wird am Lido Beach, nahe des Flughafens Entebbe gefeiert. Auffaellig ist neben den ganzen Brautjungfern, zwei Blumenmaedchen und einem Blumenjungen (wie nennt man den auf deutsch, auf english heisst er peg boy?), dass der maennliche Trauzeuge (best man) genau die gleiche Kleidung traegt wie der Braeutigam.
Das Hochzeitspaar haelt Einzug in Lido Beach und durchschneidet das Band.
Im Lido warten die ueblichen Zelte, nette Einweiserinnen (die ich schon von den Hochzeitstreffen kannte), Limonadenflaschen und weissen Plastikstuehle (diesmal mit einem weissen Stoffueberhang bedeckt) auf uns. Dann einige, zum Glueck sehr kurze Reden, der Einmarsch des Brautpaares mit Trauzeugen, Brautjungfern und Blumenkindern und schliesslich ein koestliches Buffet (diesmal sogar mit Gabeln, bei den Kasikis haben wir traditionell mit der Hand gegessen).
Fototermin mit zwei Hostessen, Groessen durch die Stufen angepasst...
Zum Schluss werden, teilweise tanzend, die Geschenke uebergeben (bei ca. 400 Gaesten kommt einiges zusammen) und der Kuchen (in Form von Bandas = Huetten) angeschnitten: einige der Bandas werden gleich gegessen, andere wichtigen Familienoberhaeuptern mit nach Hause gegeben, unsere Familie erhaelt zwei Kuchen. Recht frueh, gegen 21:00, loest sich die Gesellschaft dann auf, ich darf im Brautpaar-BMW mitfahren. Das Kasiki vom Vortag (manche haben die ganze Nacht durch getanzt), hat anscheinend Spuren bei der Ausdauer hinterlassen.
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