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Montag, 29. Januar 2007

Viktoria-Barsch und eine Verlobungsfeier

Mit Steve esse ich Viktoria-Barsch am Ufer des Viktoria-Sees

Am Samstag fragt mich Steve, ob wir nicht abends zum Viktoriasee laufen wollen, zum Fischessen. Klar, wenn ich schonmal hier bin, will ich natuerlich auch den beruehmten Viktoriabarsch essen. Wir laufen die ca. 5 km zum Strand vorbei an Maerkten, Parks und ehemaligen Ministerien, die waehrend des Buergerkrieges in den 80er Jahren zerstoert und nun mit Mitteln der Kreditanstalt fuer Wiederaufbau aus Deutschland wieder erneuert werden. Ueberall ein sattes Gruen des Rasens und der Baeume, trotz der Hitze sieht man hier nirgendwo verdoerrtes Gras. Jetzt verstehe ich, was Churchill meinte, als er von Uganda als der Perle Afrikas sprach. Hier ist solch ein fruchtbarer Boden, es waechst einfach alles. Am Seeufer suchen wir uns an einer Bude zwei grosse, numerierte Fische aus, die wahrscheinlich nur ein paar Stunden vorher von den Fischern dort abgegeben worden sind. Dann setzen wir uns ans Ufer und warten darauf, dass sie uns gegrillt werden. Als sie kommen, fuehrt mich Steve zu einem Handwaschbecken. Na gut, von mir aus, ich ahne noch nicht was kommt und wasche mir die Haende. Zurueck am Tisch suche ich nach dem Besteck, vergebens. Das Essen wird mit den Haenden gegessen, bei den Graeten eine Horrorvorstellung fuer mich. Aber es geht ganz einfach: Der Fisch ist seitlich eingeritzt, so dass man mundgerechte Stuecke leicht von der Hauptgraete abziehen kann. Nach der Haelfte dreht man den Fisch um und macht das gleiche mit der anderen Haelfte. Ich habe noch nie so leckeren und frischen Grillfisch gegessen. Dazu mein erstes Bier hier in Uganda, Pilsener von der Nil-Brauerei aus Jinja, wo der weisse Nil aus dem Viktoriasee entspringt.

Wieder zuhause angelangt bekomme ich um 23:00 eine SMS von Paul. Morgen um 12:00 mittags bin ich zu einer Introduction Ceremony, einer ugandischen V erlobungsfeier eingeladen, Details bekaeme ich morgen. Witzig, denke ich und erinnere mich an die ecudorianische Spontaneitaet. Noch 12 Stunden bis zur Verlobung, meine einzigen feinen Schuhe sind gerade beim Schuster, ich habe keinen Anzug, kein festliches Hemd, keine Krawatte, nichts. Man koennte denken, das sei in Afrika nicht so wichtig, aber gerade das Gegenteil ist der Fall. Vielleicht durch die britische Vergangenheit gibt es hier so viele Anzugs- und Seidenschlipstraeger, dass ich mir regelmaessig, z.B. auf der Arbeit, underdressed vorkomme. Im Gegensatz zu Ecuador hatte ich diesmal nur 20kg Freigepaeck im Flugzeug und konnte daher natuerlich keinen Anzug mitnehmen. Ich will schon absagen, aber am naechsten Morgen gibt mir Steve doch noch Mut, geht mit mir meine Kleidung durch, leiht mir eine Krawatte und gegen 11 Uhr mache ich mich mit Wanderschuhen, meiner Kamera und einem Buch zum Lesen auf zum Treffpunkt, 12:00 am National-Theater in Kampala.
Um 12 Uhr ist natuerlich noch keiner da, also setze ich mich in den Schatten und lese das Buch. Eine halbe Stunde spaeter mustert mich eine Frau und fragt, ob ich zur Introduction von Steve gehoere. Ich sage erst einmal ja, wobei mir Paul den Namen des Braeutigams gar nicht gesagt hatte. Bei der Gruppe kenne ich keinen, stelle mich als einen Freund von Paul vor und werde daraufhin zu einer anderen Ecke des Parks vor dem Nationaltheater geschickt. Pauls Introduction sei da drueben, es gebe hier zwei unterschiedliche Gruppen. Aha, bei der anderen Gruppe kenne ich auch keinen, Paul ist noch nicht da. Die Gruppe bricht aber nun auf, winkt mich in ein Auto, mit dem ich mitfahren soll. Bevor ich einsteige, versuche ich doch noch einmal, Paul auf dem Handy zu erreichen und nach dem Namen des Braeutigams zu fragen. Da biegt Paul schon um die Ecke, ich erzaehle ihm die Geschichte, er lacht (Paul lacht gerne) und sagt, Steves Gruppe, also die erste, sei die richtige. Dann kommen Pauls Frau Jennifer und die islaendische Voluntaerin Iðunn Ása, die bei Paul wohnt und auch im AMI arbeitet, beide in schoenen Kleidern. Alle Maenner in noblen schwarzen Anzuegen, das Underdressed-Gefuehl kommt bei mir wieder kurz hoch, aber egal, die Neugierde auf das was jetzt passieren wird, siegt. Aber es passiert erstmal nix. Wir warten, Paul kauft Popkorn, Muffins und Wasser, irgendwann kommt der Braeutigam und gegen halb vier koennen wir endlich aufbrechen. In einer Autokolonne, vorneweg ein Pickup beladen voller Geschenke (ein Koffer, ein Schaukelstuhl, Cola-Kisten, Seifen-, Mehl- und H-Milch-Paletten, ein Reissack und viele schoen verpackte Bastkoerbe).

Die Frauen des Braeutigam-Klans mit den Geschenken, als Zweite von links Iðunn Ása aus Island


Eine halbe Stunde spaeter kommen wir auf dem Hof der Braut an, ein Vorort im Norden von Kampala. Dort sind wie Tribuenen drei Zeltdaecher aufgebaut, unter denen auf Plastikstuehlen der Klan der Braut, gegenueber der Klan des Braeutigams und an der Mittelseite die Gaeste sitzen. Wir gehoeren zum Klan des Braeutigams. Wir ziehen als letzte traditionell in unseren Bereich ein, es gibt ein paar Reden, jede Klanseite hat dafuer einen professionellen Redner, die beiden fuehren mit Mikrofonen wie eingespielte Showmaster durchs Programm. Zwischendurch treten Tanzgruppen auf, die Naturrasseln an ihren Schienbeinen befestigt haben, und wir trinken ein braunes Hirsegebraeu. Dann zieht der Klan des Braeutigams wieder aus seinem Bereich aus, um kurze Zeit spaeter mit den Geschenken zurueckzukehren, die in der Mitte aufgebaut werden. Ich schleppe eine Palette mit Bull-Seife an. Es folgt ein Ritual, bei dem die Braut mit Brautjungfern ebenfalls einziehen und sich neben die Geschenke auf Matten knien/setzen. Die Geschenke werden ins Haus getragen, die Gegenseite bringt nun ihre Geschenke, darunter auch ein grosser Koffer und eine Matratze. Es sind aber auch Geschenke fuer Familienmitglieder dabei, die nun an die Eltern und Geschwister des Brautpaares verteilt werden, es ist wie Bescherung, nur dass keiner die Geschenke oeffnet.

Carolyn, die Braut

Langsam bekomme ich Hunger. Es wird dunkel, 19:00, aber die Redner und Taenzer lassen sich davon nicht beeindrucken. Ausser dem Popkorn mittags habe ich seit morgens nichts gegessen. Ich schiele hinter die Zelte, wo langsam das Buffet aufgebaut wird. Das kann noch daeuern... Inzwischen kann man schon kaum noch mehr was sehen, nur fuer die Videokamera hat jemand einen Handscheinwerfer, der einen ab und zu unangenehm blendet. Um 20:30 endlich die Erloesung. Der Conferencier meines Klans beugt sich zu mir hinueber und erklaert mir fluesternd, dass das Essen nun losgehe, Asa und ich aber zu dem erlauchten Kreis von 10 Personen gehoeren, die im Haus mit dem Brauetigam zusammen essen duerfen. Ein kurzer Gedanke geht wieder an das Underdressed-Thema verloren, aber in diesem Fall siegt einfach und schnell der Hunger.

Iðunn Ása und ich mit dem Braeutigam Steve

Im Haus flezen wir uns auf ein Sofa, uns gegenueber der Braeutigam eingerahmt von zwei seiner Brueder. Jetzt gibt es traditionelles Essen, lacht er zu uns hinueber. Kurze Zeit spaeter sind wir von einem Heer von Brautjungfern umringt, die vor uns niederkniend die Speisen servieren, uns Schuesseln mit warmen Wasser (und das gibt es in Uganda nicht aus der Leitung!) ueber die Haende giessen, uns die in Bananenblaetter eingewickelten Speisen oeffnen und uns auch sonst fluesternd jeden Wunsch von den Lippen ablesen ("noch mehr Fleisch?", "was fuer ein Getraenk darf es sein?" usw.). Natuerlich auch hier kein Besteck, deshalb das Waschritual. Schliesslich sind wir alle gut gesaettigt, bedanken uns bei den Gastgebern und machen uns ohne weitere grosse Verabschiedungsprozeduren auf den Nachhauseweg. Pauls Bruder faehrt uns nach Kampala zum Taxipark, wo wir in unsere Matatus umsteigen. Iðunn sorgt im Taxipark mit ihrem Kleid (dass ihr von der Gastmutter geliehen wurde) fuer einiges Aufsehen, zum ersten Mal an diesem Abend bin ich froh, dass ich doch keinen schwarzen Massanzug und goldene Manschettenknoepfe trage..

Wir essen im separaten Raum Fleisch von Bananenblaettern

Samstag, 27. Januar 2007

Das Dorf

Letzten Samstag hat mich Paul, Leiter vom Africa Mentoring Institute (AMI), in sein Village mitgenommen. "Sein Village" sagt man hier in Uganda zu seinem Heimatdorf. In seinem Fall ist das Gomba, ein kleines Dorf fernab jeden Tourismus in 3-4 Stunden Busentfernung suedwestlich von Kampala. Auch die Ueberlandverbindungen werden mit den Matatus (Minibussen fuer 14 Personen) abgewickelt. Die Busse fahren ja erst los, wenn sie voll sind und so haben wir uns die Wartezeit mit Zeitungslesen vertrieben. Die Haendler kommen ja dauernd am wartenden Bus vorbei und so haben wir die verschiedenen Zeitungen erst einmal ausgiebig probegelesen, bevor wir uns fuer eine entschieden haben, die Paul dann gekauft hat. Der Haendler hatte eine Riesengeduld und ist zwischendurch immer wieder zu anderen Bussen gelaufen. Generell scheint Geduld eine afrikanische Tugend zu sein, so fallen die wartende Fahrgaeste nach Besteigen des Busses in eine Art Winterschlaf, sprechen kein Wort mehr und koennen so stundenlang bewegungs- und tatenlos vor sich hinstarren. Auch Wechselgeld bekommt man oft mit minuten- bis stundenlanger Verzoegerung wieder, im Bus, oder im Internet-Cafe, ohne dass einem gesagt wird, dass noch etwas passiert. Die Leute ertragen das stumm und stoisch und die Kassierer sind bisher immer ehrlich gewesen. Man darf nur nicht nervoes werden beim Warten... Paul ist da eine Ausnahme. Ausser im AMI ist er im JCI (Jouth Chamber International) engagiert, dort Praesident des ugandischen Verbandes. Er hat vor vier Jahren in Kenia Philosophie und Betriebswirtschaft studiert und ueberbrueckt Wartezeiten grundsaetzlich mit einem Buch in der Hand. Gerade liest er die Autobiografie von Martin Luther King. Nach einer Stunde Warten setzt sich der Bus endlich um 10:00 frueh in Bewegung.

Die Ausfallstrassen aus Kampala sind noch asphaltiert, doch bald biegen wir ins Landesinnere ab auf eine rotsandige Strasse mit einer tiefen Auswaschung vom Regen in der Mitte. Auf grossen Teilen ist sie nur auf einer Seite befahrbar, da hier aber nur selten Gegenverkehr kommt, ist das nicht so schlimm. Der Bus neigt sich teilweise sehr schraeg zur Seite, was aber keinen zu stoeren scheint. Fussgaenger, Radfahrer, Mofafahrer fluechten ins Gebuesch, wenn wir ueberholen, da der Bus wegen der Schlagloecher keinen Zentimeter von seiner Ideallinie abweicht. Im Dorf angekommen, bin ich als Weisser mal wieder die Attraktion. Hierhin verlaufen die Muzungus sich praktisch nie, waehrend sie in der Hauptstadt Kampala schon oefter anzutreffen sind. Vor allem die Kinder schauen mich mit teils weit geoeffneten Augen und Mund an. Wenn ich dann auch noch auf luganda gruesse (oli otya - wie geht's - zur Einzelperson, muli mutya zu mehreren), sind sie entweder ganz erstaunt oder bekommen einen Lachanfall. Wir treffen Pauls Mutter und seinen Bruder auf einem Feld an, , mir werden zwei lange Stangen Zuckerrohr als Snack abgebrochen und mit diesen Geschenken gehen wir zusammen zum Haus der Eltern, wo wir uns unter einen Baum setzen.

Mir wird gezeigt, wie man Zuckerrohr isst (die Vorstellung, dass jemand das noch nie gemacht hat, abgesehen von einem Bissen zusammen mit Annika in Banos/Ecuador, loest Erheiterung aus): Das Rohr wird aussen geschaelt, dann geviertelt und in 5cm lange Stuecken geschnitten. Diese kaut man wie Kaugummi, ohne sie herunterzuschlucken. Die Fasern werden dann vor einem auf den Boden gespuckt. Suess und lecker. Paul unterhaelt sich auf luganda mit seinem Bruder und Freunden aus dem Dorf. Ich verstehe fast gar nichts, aber sie wollen anscheinend, dass Paul wieder laenger in das Dorf zurueckkehrt und dort die Probleme loest, vor allem die Arbeitslosigkeit. Ich glaube, sie wuerden ihn sofort zum Buergermeister waehlen, das will er aber nicht. Aber er hat dem Dorf geholfen mit einem Projekt, das ihnen Computer und Computerkurse zur Verfuegung stellt, wir besuchen sein Center am Schluss. Aber vorher bereitet seine Mutter noch ein grosses Essen fuer uns vor, es gibt Schweinefleisch, Reis, Matooke (Kochbananenbrei), Posha (Maisbrei), Kartoffeln und Saft, alles sehr lecker. Zum Schluss schenkt mir die Mutter eine Bastmatte, zum Schlafen. Mit den Geschenken (Matte und eins der zwei Zuckerrohre) geht es dann auf den Heimweg.

Der Bus hat mehrere laengere Aufenthalte, bei einem hilft der Fahrer bei einem Fahrradunfall eines anderen Matatus, in dem er ueber Handy Hilfe anfordert. Es ist schon der zweite Fahrradunfall, den ich hier gesehen habe. Der zweite Halt entsteht, weil einige Fahrgaeste kurz vor Kampala nicht zahlen wollen. Sie wollen erst zahlen, wenn Kampala auch wirklich erreicht wurde. Der Schaffner laesst den Bus daraufhin anhalten, es entsteht eine lautstarke Diskussion. Nach 20 Minuten verlaesst eine Frau, anscheinend ohne bezahlt zu haben, den Bus, danach geht die Fahrt weiter. In Kampala ist Samstag-Abend-Stau, der Bus faehrt fantasievolle Schleichrouten auf Staubstrassen durch die Vorort-Slums, doch auch hier geht es nicht richtig weiter. In Kampala dann Umsteigen in das Matatu nach Entebbe, nochmal den Stau mitnehmen, um 10 Uhr abends komme ich erschoepft wieder in Entebbe an.

Sonntag, 21. Januar 2007

Alltag in Uganda

Mein Arbeitskollege Paul und seine Mutter haben mich aufs Land zum Essen eingeladen

Vorneweg: entschuldigt bitte, wenn ich auf einige E-Mails nicht antworte, es ist einfach zu frustrierend , wenn ich in der Woche im Internet-Cafe sitze und eine halbe Stunde nur warte, wie sich meine Mails oeffnen, dann eine Antwort schreibe und gerade beim Abschicken der Internet-Explorer abstuerzt. Das passiert ziemlich haeufig hier, manchmal schaffe ich es auch gar nicht erst, die Mails ueberhaupt zu oeffnen... Also versuche ich zumindest, das Weblog aufrecht zu erhalten. Doch nun zur bewaehrten Rubrik des Alltags, fangen wir an mit dem

Essen in Uganda

Das Mittagessen auf dem Dorf wird ausgebreitet, rechts Pauls Bruder

War in Ecuador Reis der Hauptbestandteil der Mahlzeiten, ist es hier Matoke, Kochbanane. Die gibt es zum Fruehstueck (ca. 7 Stueck gekocht, mit einer klaren Tomatensauce), Mittag und Abendbrot (hier jeweils zu einem etwas dickeren Brei verruehrt). Mittags und abends gibt es allerdings eine Vielzahl von Alternativen: Chapati (das sind von Indern eingefuehrte Mehlfladen, sehr lecker! Zusammengerollt mit Omelette drin heissen die Rolex), Reis, Suesskartoffeln, "normale" Kartoffeln (meist als Pommes, werden hier irische Kartoffeln genannt), Yam-Wurzel und ein gummiartiger weisser Maisbrei. In einer extra Schuessel serviert bekommt man die "Sauce", das kann Fleisch oder Fisch in Sauce sein, oder Bohnen oder ein erdnussartiger Brei der Groundnut. Gekocht wird nicht in der Kueche, sondern neben der Veranda auf einer Feuerstelle mit Brennholz. Das Abendessen wird meist gegen 11:00 nachts serviert.

An Fruechten neu fuer mich ist die Jackfrucht, die innen aus lauter einzelnen Zellfruechten mit Kern besteht, die man aus der Frucht herauspuhlt.


Jackfrucht-Baum im Zoo von Entebbe

Zu trinken gibt es hier ausser Wasser oder Saft einen sehr suessen Kaffee oder Tee, der zu 50% aus Milch zubereitet wird. Der wird morgens und zur Teezeit (wohl noch ein Relikt der britischen Kolonialzeit), bzw. wenn man nach der Arbeit nach Hause kommt, serviert. Das Leitungswasser darf man nur abgekocht trinken, es schmeckt leicht suesslich.

Begruessungs-Rituale

Zur Begruessung gibt es ein fuer uns ungewoehnliches Handschuettelritual, bei dem nach dem normalen Handschuetteln umgegriffen wird auf eine beidseitige Verklammerung der Daumen. Dies wird ein paarmal wiederholt, die Hand wird haeufig waehrend der ganzen Begruessung oder des Small-Talk-Gespraeches gehalten. Frauen und Kinder knien sich oft nieder, wenn sie eine ranghohe Person oder einen Gast zum ersten Mal am Tag begruessen.

Verkehr

typische Strasse auf dem Land

Der Verkehr wird hauptsaechlich in weissen Toyota-Transportern, die als Taxi oder Matatu bezeichnet werden, abgewickelt. Jede Stadt hat einen oder mehrere Taxiparks, das sind grosse Sandplaetze mit vielen Geschaeften/Marktstaenden drumherum. In dem Chaos von Minibussen fragt man sich durch zu seinem Abfahrtspunkt, wo meist schon eine mehr oder weniger gefuellte Taxe wartet. Es gibt keine Fahrplaene (das kenne ich doch irgenwoher...) und das Taxi faehrt erst los, wenn alle zugelassenen 14 Sitzplaetze (2 relativ bequeme neben dem Fahrer und 4 Reihen a 3 enge Plaetze im Fahrgastraum) besetzt sind. Das geht bei frequentierten Verbindungen sehr schnell, bei Ueberlandfahrten in die Doerfer kann es schon mal eine Stunde dauern. Waehrend der Fahrt werden noch zusaetzliche Fahrgaeste aufgenommen, dann rueckt man auf den 3er-Baenken zu viert zusammen, verdreht die Schulter oder lehnt sich mit dem Oberkoerper nach vorne (Schulter an Schulter geht zu viert nicht). Die Fahrpreise sollte man kennen, sie haben keine erkennbare Logik, z.B. kostet die Strecke Entebbe-Kampala 1.500 USh (ugandische Schilling), die Rueckfahrt dagegen 1.800 (das entspricht ca. 75 Eurocent). Im Fahrgastraum sitzt ein Mann an der Schiebetuer, der auch das Geld kassiert, und das meist nur mit einem stummen Blick.

Ist das Ziel in der Stadt sehr weit vom Taxipark entfernt, nimmt man sich ein Boda-Boda, das ist eine Mofa-Taxe fuer den Rest. Hier wird kraeftig gehandelt, mit der Zeit gewinnt man ein Gefuehl fuer die Preise. Der Vorteil der Boda-Bodas ist, dass sie im Berufsverkehr den Stau umgehen. Der Nachteil ist, dass sie oft sehr halsbrecherisch fahren, viele Unfaelle verursachen und es bei Regen nicht so angenehm ist. Statt eines Mofas kann man auch ein Fahrrad-Taxi nehmen mit einem Plastikkissensitz auf dem Gepaecktraeger. Hier sollte man sich vorher ueberlegen, ob eine Steigung zu bewaeltigen ist, dann laeuft naemlich der Fahrgast neben dem schiebenden Taxiradler her...

Sprache

Uganda ist ein Vielvoelkerstaat, der von Staemmen und Koenigreichen bestimmt ist. Es gibt ca. 30 verschiedene Sprachen, von denen Englisch die offizielle Staatssprache ist und Kisuaheli, das eigentlich mehr an der Oskueste Kenias und Tansanias gesprochen wird, eine inoffizielle Verkehrssprache. Im Zentraluganda um Kampala herum wird Luganda gesprochen, das ich gerade versuche zu lernen. Es sorgt immer fuer Erstauen und Belustigung, vor allem in den Doerfern (wo kaum Muzungus hinkommen), wenn man als Weisser in Luganda gruesst.

Haarschnitte

Die Frisur bei Maennern ist einfach: sie variiert zwischen 0,0 und 0,5 cm Haarlaenge. Bei Frauen immerhin zwischen 1 cm und schulterlang, teils mit den kunstvoll geflochtenen Rasterzoepfen. Ich ueberlege mir noch, ob ich hier zum Friseur gehe...

Sicherheit

Fuer eine afrikanische Grossstadt ist Kampala sehr sicher, Entebbe sowieso, selbst abends bei Stromausfall fuehle ich mich auf den dann dunklen bis kerzenbeschienenen Strassen nicht unsicher. Fuer Diebe soll hier eine Art Lynchjustiz existieren, entdeckt die Menge einen, wird er kurzerhand nackicht ausgezogen. Die dann folgende Schmach auf dem Nachhauseweg dient anscheinend als ziemliche Abschreckung. Wie in Suedamerika sieht man hier ueberall Sicherheitspersonal in Geschaeften oder auf der Strasse. Waehrend sie in Ecuador allerdings meist Maschinengewehre hatten, sind hier die Flinten weit verbreitet, die an die Schiessbude erinnern.

Elektrizitaet

Waehrend in Guayaquil oefters das Wasser abgestellt war, gewoehnt man sich hier an ein Leben ohne Strom. Die Haelfte der Zeit gibt es keinen und so haben wir abends oefters ein Candlelight-Dinner. Wenn der Strom da ist, muss ich mir ueberlegen, welchen Akku ich als erstes lade: Handy, Kamera oder Rasierer, ich habe nur einen Netzadapter... Da damit auch kein Fernsehen moeglich ist, sitze ich abends meist auf der Veranda, schaue in das Feuer der Kochstelle, lerne Luganda, schwatze mit Lydia, Carol und Stephens Mutter oder lausche den Proben der nahegelegenen Kirche.

Noch mehr Gottesdienste

KPC am Sonntag vormittag vor dem Gottesdienst

Als ich am letzten Sonntag zurueck nach Entebbe kam, hoerte ich laute Musik aus einer anderen Kirche, die gleich hinter Stevens Haus steht. Neugierig wollte ich mir zum Vergleich auch das Spektakel anschauen. Auch hier eine Halle mit Buehne, die Halle gleicht allerdings noch eher einer grossen Scheune, in die etwa 1.000 weisse Plastikstuehle und ein gruenes Sofa gestellt worden sind. Die Kirche ist noch im Bau, in zwei Wochen wird sie vom ugandischen Praesidenten eingeweiht. Im Gegensatz zur KPC-Kirche bin ich der einzige Muzungu (Weisse) im ganzen Raum, mir wird von der Einweiserin ein Ehrenplatz in der ersten Reihe gleich neben dem gruenen Sofa zugewiesen. Schraeg hinter mir sitzt Stevens Mutter. Der Gottesdienst hier dauert laenger und besteht eigentlich nur noch aus Show, die aber sehr professionell ist. Die Ugander koennen wirklich toll tanzen, Michael Jackson wirkt dagegen richtig ungelenk! Irgendwann erscheint der Kirchenvizepraesdent, schuettelt den meisten in der ersten Reihe, auch mir, die Hand und setzt sich neben den Vertretungs-Pastor auf das gruene Sofa. Die Show geht aber weiter, u.a. tritt Martin Sseku, ein bekannter ugandischer Taenzer auf. Er holt mich auf die Buehne und wir tanzen eine Minute, ich versuche, seine Verrenkungen nachzumachen. Die Menge amuesiert sich, Stevens Mutter erzaehlt allen, das sei ihr Sohn auf der Buehne, der Pastor baut mich hinterher in seine Rede ein und spaetestens jetzt bin ich wohl allen in Entebbe bekannt. Naja, das Filmstargefuehl kenne ich ja schon aus Ecuador...

Sonntag, 14. Januar 2007

Talente und die Evolution

Vorneweg: heute sitze ich mal in einem schnellen Internet-Cafe, die gibt es hier also auch. Und nachdem ich meinen Kamera-Treiber aus dem Internet hier installiert habe, kann ich jetzt die ersten Fotos aus Uganda praesentieren!

Entebbe, am Ufer des Viktoria-Sees


Am Freitag bin ich in meinem Projekt, dem Africa Mentoring Institute, sehr herzlich empfangen worden. Alle 6 Mitarbeiter und ca. 15 Jugendliche kamen im Buero zusammen und es gab unterschiedliche Programmpunkte extra fuer mich: Eine Vorstellrunde, Reden, einen Calypso-Tanz, ein Gedicht, ganz viele Fragen (auch die Scherzfrage: Was mache ich als Letztes, bevor ich abends zu Bett gehe? Antwort: Die Fuesse vom Boden heben) und Gebaeck, Teigtaschen und Cola. Dann wird ein Name in Luganda fuer mich ausgesucht: Der Name des aktuellen Buganda-Koenigs Mutebe wird vorgeschlagen, noch ein zweiter, den ich nicht verstanden habe, doch schliesslich einigen sich alle auf Mukisa (der Gesegnete, der Willkommene). So heisse ich also jetzt: Tim Mukisa.
Am Montag (also morgen) fange ich schon an mit einem Teil meiner Arbeit: Computerkurs fuer Anfaenger. Die Schueler sind alle sehr motiviert und kommen zu dem Institut entweder zusaetzlich zur Schule, oder weil sie die Schule abgebrochen haben (bzw. mussten). Sie sind zwischen 15 und 25 Jahre alt und wollen sich selbstaendig machen, da es ansonsten hier wenig Arbeitsplaetze gibt. Die Motivation merkte man an einer Frage einer 19 Jaehrigen an mich: Welche Talente haette ich? Auf meinen Einwand, dass das schwierig zu beantworten waere, kam gleich die Nachfrage, ob ich mir das nie ueberlegt haette. Die Jugendlichen wissen also, was sie wollen...

Das Schild vom Africa Mentoring Institute

Am Abend hat mich Steve, bei dem ich die erste Woche wohne, dann auf ein Neujahrsessen der KPC, der Kampala Pentecostal Church (Pfingstbewegung), mitgenommen. Hier gab es ein Gartenfest mit vielleicht 2.000 Gaesten, vielen Reden, Essen das nicht ganz fuer alle gereicht hat, und natuerlich dem Auftritt von Pastor Gary M. Skinner. Dies ist ein kanadischer Prediger, der von den ca. 7.500 Gemeindemitgliedern in Kampala verehrt wird. Die Gemeinde ist streng hierarchisch aufgebaut mit der Zelle als kleinster Einheit, dann folgen Sektion, Zone, Distrikt und Region, jede Einheit hat ihren Leader, den Leiter. Am heutigen Sonntag war ich mit zum Gottesdienst, bei dem Steve ein Usher, ein Helfer war. Die Kirche gleicht einer Konzerthalle, es ist kein Kreuz oder Altar zu sehen, stattdessen eine grosse Buehne mit einem 100 Mann/Frau starken Chor, einer Band, dahinter eine riesige Videoleinwand fuer die Uebertragung, die Texteinblendungen beim Singen und die Powerpoint-Praesentation von Gary waehrend der Predigt. Doch zuerst wird ueber eine Stunde lang gesungen, man kommt sich vor wie inmitten des Musicals "Jesus Christ Superstar". Gary predigt dann etwas sture Ansichten, alle anderen Religionen einschliesslich des Saekularismus (= Atheismus) seien gefaehrlich, weil sie nicht auf der Wahrheit aufbauen, aber er predigt so begabt im Wechsel von Schreien, Huepfen und Fluestern, dass man zumindest nicht einschlaeft. Die Evolution verurteilt er, der Mensch stamme nicht vom Affen ab, denn schliesslich habe Gott ihn mit einem Sinn erschaffen. Die Evolution dagegen baue auf dem Prinzip des Zufalls auf. Dann leitet er noch schnell die Kollekte ein, die er "Challenge Miracle 2007" tauft, seine Frau tritt an seine Seite im Stile von Hillary Clinton und erklaert was sie unter Wunder versteht, und er spendet als erster 5.000 kanadische Dollar, die ein paar Millionen Ugandischen Schilling entsprechen, man solle sich schliesslich nicht vom Geld bestimmen lassen, sondern ueber sein Geld bestimmen. Nach zwei Stunden ist der Gottesdienst vorbei, es findet der naechste von insgesamt vier am Sonntag statt, demnaechst noch einer am Samstag abend, die Kirche ist total ueberfuellt.

Das Haus von Stephens Familie in Entebbe

Am Samstag war Steve den ganzen Tag auf einem KPC-Kongress, ich konnte mich zum Glueck entschuldigen mit dem Wunsch, den Zoo in Entebbe besuchen zu wollen, und so konnte ich vormittags, als es vier Stunden lang regnete, zu Hause den Rest der Familie naeher kennenlernen. Steve ist 24, unverheiratet, hat aber seit drei Jahren Paul Mukisa, einen AIDS-Waisen, adoptiert. Im Haus wohnen noch seine beiden Eltern, seine Grossmutter, die beiden Schwestern Lydia und Carol, sowie eine Hausangestellte mit Kind. Nach dem Regen bin ich dann mit Lydia, die Tourismus und Hotelmanagement (die beliebtesten Studiengaenge hier unterscheiden sich offenbar nicht von denen in Ecuador) studiert und Carol in das Uganda Wildlife Education Center, den groessten Zoo Ugandas, spaziert. Aehnlich wie El Pantanal in Guayaquil dient der Zoo der Aufzucht und Wiederauswilderung von Tieren, ist also mehr als ein normaler Zoo. Er liegt wunderschoen am Ufer des Viktoria-Sees und hat grosse Freiluftgehege.

Mit Lydia und Carol im Zoo

Auf dem Rueckweg laufen wir an dem Landsitz des ugandischen Praesidenten vorbei, im November findet in Kampala eine Commonwealth-Konferenz statt, die Queen nimmt teil, und einige Gaeste werden dann auch in Entebbe untergebracht.

Tracy bestaunt den grossen Muzungu (Weissen) und tanzt nachher ebenfalls Calypso fuer mich

Donnerstag, 11. Januar 2007

Ueber das Warten

Die eifrigen Dauerlesen erinnern sich bestimmt an die Ecuador-Artikel ueber Warten und Spontaneitaet. Ueber das Warten kann man hier nahtlos anschliessen. Nur drei Beispiele:
  • Heute sitze ich in einem anderen Internet-Cafe, die Verbindung ist hier genauso schlecht (oder normal!?) wie gestern, um meine Mails bei 1&1 nur zu oeffnen, brauche ich 30 Minuten... Gut, das sind einfach technische Schwierigkeiten, immerhin funktioniert das Cafe ueberhaupt, im restlichen Viertel ist naemlich Stromausfall, so wie gestern den ganzen Abend. Da lernt man wieder Kerzen und Taschenlampen zu schaetzen.
  • Eine englische Voluntaerin, Clarrie, hat sich als Voluntaerin auf das UN-Fluechtlingslager in Uganda an der Grenze zum Kongo beworben. Das bietet ICYE normalerweise nicht an, hat aber fuer Clarrie eine Ausnahme gemacht. Sie wartet jetzt nur noch darauf, dass jemand ihr einen Brief der UN ueberbringt und sie dann auch abholt fuer den 6-stuendigen Transfer ins Camp. Es sollte am Dienstag jemand kommen, dann am Mitwoch, heute aber bestimmt. Naja, es ist Donnerstag abend und sie sitzt immer noch neben mir im Cafe.
  • Uhrzeiten werden hier meist ebenso unverbindlich angegeben wie in Ecuador. Ich sollte heute eine Einzelschulung bekommen (was die anderen in einer Woche durchgegangen sind), Beginn "nach dem Fruehstueck". Frueshstueck ist hier zwischen 8 und 9, um 10 war immer noch keiner im Buero, um 10:30 ging es dann improvisiert los (der eigentliche Lehrer fuer ugandische Kultur, Politik und Geschichte kam dann irgendwann nachmittags...)

Mein Projekt hoert sich ganz gut an, ich arbeite beim Africa Mentoring Institute, einer kleinen NGO zur Foerderung der ugandischen Bildung. Ich kann dort Computerkurse anbieten, in der AIDS/Aufklaerung arbeiten, als Lehrer an Schulen gehen, Webseiten programmieren. Das genaue Aufgabengebiet kann ich mir aussuchen, nachdem ich mir einen Ueberblick verschafft habe. Vorgestellt hat mir das heute Steven, in dessen Familie ich die erste Woche leben werde, danach wohl in einem eigenen Haus. Steven war sehr nett und hat auch schon mal ein Jahr als Voluntaer in Frankreich gearbeitet, am Anfang ohne ein Wort franzoesisch zu sprechen.

Mittwoch, 10. Januar 2007

Ankunft in Uganda

Heute morgen um 8:30 bin ich in Uganda angekommen. Am Flughafen hat mich John Martin Lwasa von der Freiwilligenorganisation ICYE/UVP abgeholt und zum Buero nach Kampala gebracht. Dort warteten schon drei andere Voluntaere aus Daenemark und England, die mit ihrer Einfuehrungswoche schon zu Ende sind. Die aber wohl hauptsaechlich aus Warten bestanden hat, die drei beneiden mich, dass ich diese Woche morgen an einem Tag nachhole. Dort wird mir dann das Projekt vorgestellt, dass nur 15km von der Hauptstadt entfernt ist, ich also auf eine gute Infrastruktur bauen kann. Nach dem Essen hat mir John Martin die Stadt gezeigt, wir haben Geld abgehoben, eine Telefonkarte geholt und sitzen nun im Internet-Cafe. Die Verbindungen hier sind sehr, sehr langsam...

Achso, meine neue Mobilfunknummer ist jetzt: +256 752 821835. Ich habe Celtel genommen, die sind auch in Kenia und Tansania vertreten, falls ich da mal reise.

Mir geht es sehr gut, das Klima ist aehnlich wie in Guayaquil, das Leben hier noch etwas chaotischer. Und es gibt den britischen Linksverkehr, an den ich mich erstmal gewoehnen muss...

So weit erstmal, meine Zeit im Cafe laeuft gleich ab und wenn ich die ersten Fotos habe, stelle ich sie natuerlich rein! Liebe Gruesse nach Deutschland!

Dienstag, 2. Januar 2007

Über Jungfrauen und Drogen

Sex sells, das war mir zwar vorher schon bewusst, aber vielleicht habe ich den Wissensdurst der Damen (die Männer trauen sich nur nicht, die Fragen zu stellen) bisher im Blog zu wenig berücksichtigt. Deshalb nun die Antwort auf eine vielgestellte Frage:

Wie war das genau mit der Liebelei und den Frauen?

Andere Länder, andere Sitten, auch das lernt man in so einem Kulturaustauschprogramm. Bis zu einem gewissen Punkt flirteten die Frauen ganz heftig in Ecuador, zumindest habe ich das so interpretiert. Inzwischen weiss ich aber, dass "te quiero mucho (tqm)" alles heissen kann, von "ich liebe Dich" zum Partner geflüstert bis hin zu "ich hab Dich lieb" zu einem guten Freund. Und der enge Körperkontakt mit Umarmung und Küsschen ist dort ein normaler Umgang. Wie soll man also herausbekommen, ob die Anziehung stärker ist als eine gute Freundschaft? Schwierig, hier die feinen Nuancen zu erkennen. Im ersten Fall war es kompliziert, weil ich alle Zeichen für mich optimistisch interpretiert habe, sie aber nach 10 Tagen zu ihrem alten Freund zurückgekehrt ist, wo sie zwar nicht richtig glücklich war, aber das immer noch besser fand als eine Affäre mit einem Gringo, der nach 3 Monaten wieder in die weite Welt entschwindet. Inzwischen sind beide verlobt, und trotzdem hat sie mir für europäische Verhältnisse wilde SMSen geschrieben, dass ich z.B. nicht aus Ecuador gehen und sie zurücklassen solle, ob ich Weihnachten nicht bei ihrer Familie (ohne den Verlobten) verbringen könne usw. Was ich natürlich nicht gemacht habe. Die gleiche Freundin hat mir auf der anderen Seite bestätigt, was man aus Mitteleuropa nicht kennt: In Ecuador bleiben selbst Pärchen Jungfrauen, solange sie nicht verheiratet sind, und leben solange auch bei den Eltern. Natürlich gibt es Ausnahmen (und durch die mangelnde Aufklärung manchmal auch sehr junge Mütter), das wird aber (zumindest bei den Frauen) als eine ziemliche Schande angesehen. Das hat mir auch Yuli bestätigt. Glaubt man dagegen den Männergesprächen im Zoo, sieht das in der Realität alles ganz anders aus. Und ein Lieblingswort bei den jungen Leuten (egal ob Mann oder Frau) war "chupiculifiesta", auf deutsch etwa "Saufibumsiparty". Liegt die Wahrheit dazwischen?

Nicht viel weniger interessant scheint die folgende Frage zu sein:

Habe ich in dem halben Jahr zu- oder abgenommen?

In Guayaquil konnte ich das nie genau überprüfen. Ich hatte vorher 90kg gewogen, gerade meine Hosenbundweite von 34 auf 36 umgestellt, da das doch viel bequemer sitzt. In Guayaquil gab es nur eine Arztwaage mit Schiebegewichten, die ungefähr 190 libras, also Pfund angezeigt hat. Beim laxen Zweiteilen ergibt das also 95kg, aber war ein ecuadorianisches Pfund nicht immer ein bisschen weniger als 500g? Ich weiß es nicht. Also schwer feststellbar bis keine Veränderung. Aus Annikas AFS-Erfahrungen wusste ich aber, dass Austauschler, gerade in heissen Ländern, viel Wasser ansetzen und mit Übergewicht zurückkommen, das sich nach ein paar Monaten wieder abbaut. Also habe ich heute eine Waage gekauft, um mir Klarheit zu verschaffen, das Ergebnis: Heute nachmittag wog ich 87,3kg, nach dem guten Essen beim Italiener mit meiner Familie dann 88,5kg. Also leicht abgenommen, was mir meine Mutter und andere Frauen bestätigen.

Afrika

Inzwischen stehe ich unter Drogen, gestern habe ich mit der Malariaprophylaxe (Lariam, pro Woche eine Tablette, Nebenwirkungen laut Tropenärztin bei ca. 20%: Angsterscheinungen, Depressionen) begonnen, heute die letzte von drei Hepatitis-Kombi-Impfungen erhalten und dann ist seit Dezember in Kampala, der Hauptstadt Ugandas, die Cholera ausgebrochen. Also auch noch heute die erste von zwei Cholera-Impfungen geschluckt (evtl. Nebenwirkungen: starker Durchfall, Übelkeit). Mal sehen, wie mein Körper das verträgt, der gerade noch mit der Umstellung von ecuadorianischen Darmbakterien auf deutsche zu tun hat. Dann habe ich mir bei Globetrotter noch folgendes Moskitonetz Namibia Okavanga gekauft:


Das hat ein Afrika- und Ecuadorreisender in der Zeitung empfohlen, gerade wenn man viel rumreist und nicht immer eine Möglichkeit zum Aufhängen des Netzes hat, bietet sich dieses selbsttragende Netz an. Am Wochenende ist mein Vorbereitungsseminar Afrika in Berlin, am Dienstag nachmittag geht es mit British Airways über London Heathrow nach Entebbe/Uganda.