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Dienstag, 31. März 2015

Drei Tage Strand

Abendblick aus dem Hotelfenster

Nach fast fünf Jahren haben wir nun auch die Prophezeiung von Padre Patricio von unserer kirchlichen Trauung erfüllt und sind nach Atacames zum Pazifikstrand gefahren. Er hatte damals das Wortspiel 'sie möchte nach Atacames in die Flitterwochen und er versteht "atacame" (atackier mich)' verwendet. Wir haben uns aber prima am Strand verstanden... Der Hin- und Rückweg war mit jeweils 12 Stunden Busfahrt über Nacht ähnlich lang wie der Flug Amsterdam-Quito. Das lag an einer verschütteten Straße, die einen Umweg von vier Stunden bewirkte. Aber die Mühe hat sich gelohnt, wir hatten schönes Wetter und schöne Strände. Silvia Eltern haben wir mitgenommen.

Francisco mit seinem Moto-Taxi, meinen Schwiegereltern und Melly

Was ich aus Ecuador noch nicht kannte, waren Moto-Taxis. Das sind motorisierte Rikschas, die in Atacames als Taxis eingesetzt werden. Unser erster Taxista (Francisco) war so nett, dass wir ihn die ganzen drei Tage immer wieder angerufen und beauftragt haben (Hotel-Suche, Ausflug zum Nachbarstrand Tonsupa).

Ceviche mit Popcorn und Kokossaft am Strand, Melly schläft derweil

Die Brandung hier war recht stark und gerade bei Ebbe durfte man die Strömungen auf keinen Fall unterschätzen, die einen ins Meer ziehen. Am ersten Tag ist ein jugendlicher Wellenreiter während der Ebbe im Meer verschwunden und wurde trotz groß angelegter Suche mit Rettungsschwimmern, Booten und Helikopter unseres Wissens nicht mehr aufgefunden. Klar, dass wir uns danach auch nur noch knietief in Wasser getraut haben...

Melly war ständig im Wasser, immer an der Hand

Die Küche an der Küste wird dominiert von Fisch, Krabben, Kochbananen (als Bolon - Klops mit Käse zum Frühstück, oder als Patacones oder Chifles als Beilage zum Mittag- und Abendessen) und Kokos (als Saft oder Encocada - Kokossoße zum Hauptgericht). Die regionale Spezialität Ceviche (Kaltschale mit Zwiebeln, Zitrone und Tomaten mit Fisch, Krabben, Muscheln, Krebsfleisch oder Tintenfisch) wurde direkt am Strand zubereitet und serviert. Die sonstigen Angebote am Strand waren: Rasterzöpfe flechten und Schultermassage von kräftigen, schwarzen Frauen, Mango- und Melonenstücke im Halbliterplastikbecher (je ein Dollar, auf Wunsch die Mangostücke mit Salz), Eisfahrräder (Cornetto und Magnum gibt es weltweit), Kokosnüsse mit Strohhalm zum Austrinken, Sonnenbrillen, Kunsthandwerk aus Balsaholz, Säfte. Überdachte Sonnenstühle konnte man zwei Stück für fünf Dollar pro Tag mieten, ansonsten wurden Bootsfahrten und vom Boot gezogene Gleitflüge angeboten.

Frühstück mit Rührei und Bolon

Donnerstag, 26. März 2015

Quito - San Francisco

Am Sonntag Abend bin ich gut in Quito angekommen, nachdem eine nette Dame vom KLM-Bodenservice Mitleid mit mir hatte. Beim Einchecken in Tegel gab sie mir für den Langstreckenflug Amsterdam-Quito einen Platz am Notausgang mit 2 Metern Beinfreiheit, der bei KLM sonst nur noch für 70€ Aufpreis einfache Strecke als "Economy Comfort" angeboten wird. Auf dem neuen Flughafen von Quito haben mich Silvia und Melissa zusammen mit Silvias Schulfreundin Martha und deren Tochter erwartet. Marthas Tochter hat uns dann zum deutsch geführten Hotel Casa Helbling gefahren, das wir schon von 2012 kannten und schätzten.

Mit Ximena und einem Clown in La Ronda, Quito
In Quito haben wir am nächsten Vormittag dann nach fünf Jahren einen bürokratischen Akt vollendet, was uns 2010 und 2012/13 wegen fehlender Bescheinigungen und Krankheit nicht gelungen war: die Registrierung unserer Ehe in Ecuador. Wir mussten jeweils mit Wartenummern zu drei verschiedenen Schalterplätzen und natürlich zur Kasse (73$), dann war es endlich geschafft. Melly konnte in der Zeit zur Kinderbetreuung mit Malen und Fernsehen. Bei der Beurkundung haben wir entdeckt, dass das ecuadorianische Namensrecht nicht so eindeutig ist, wie wir dachten. Silvias Nachname "Lascano de Lund", den das Berliner Standesamt als ecuadorianisches Recht anerkannt hat, ist in Ecuador zwar Gebrauchsrecht, aber kein offizielles Recht. Das heißt, dass Silvia hier im Melderegister weiterhin mit ihrem Geburtsnamen Lascano López geführt wird. Eine Internet-Recherche ergab, dass deshalb nicht alle deutschen Standesämter das "de" zulassen.

Das Panorama von San Francisco
Nachmittags haben wir uns dann mit Ximena (Spanisch-Lehrerin 2006), und am nächsten Tag mit Kusinchen Eunice und Alejandros Mutter getroffen, bevor wir nachmittags den Bus ins Paradies nach San Francisco genommen haben. Hier ist die schönste Jogging-Strecke der Welt am Fluss zwischen bewaldeten Berggipfeln, die ich heute morgen gleich wieder in Beschlag genommen habe.

Samstag, 14. März 2015

Die Entdeckung der Langsamkeit

Irgendwann habe ich gemerkt, dass für mich die Zeit viel langsamer vergeht als für die meisten anderen. Ein bisschen so wie in Sven Nadolnys Klassiker "Die Entdeckung der Langsamkeit". So war ich z.B. mit 37 im Sabbatjahr geistig etwa Mitte zwanzig, also in dem Alter, wo man normalerweise die Welt entdecken möchte. Als mich die Ecuadorianer und Ugander auf Ende zwanzig geschätzt haben und ich sie dann aufklärte, dachten sie, das kühle Klima in Deutschland konserviere den Körper halt. Aber auch in Deutschland werde ich manchmal jünger geschätzt. Bei meiner neuen Stelle bei der Bahn hoffte eine Kollegin (Anfang dreißig), jetzt nicht mehr die Jüngste zu sein. Ich musste sie leider enttäuschen. Am Mittwoch sollten wir uns bei einem Workshop ohne zu kommunizieren der Reihe nach Alter aufsteigend sortieren. Drei jüngere Kollegen stellten sich auf meine ältere Seite.

Melly skypet mit dem Kinderladen
Ansonsten läuft mein Countdown für Ecuador, in einer Woche fliege ich, Silvia und Melly sind schon seit einer Woche da. Durch moderne Technik (Skype) sind wir in guter Verbindung. Cool, neulich hat sogar der Kinderladen mit Melly in Ecuador geskypet und sich die schöne Gegend durch das Fenster zeigen lassen.